Erster jüdischer Verein in der DFB-Pokal-Hauptrunde: Historischer Sieg für Makkabi Berlin

Der Pokal wird den Makkabi-Athleten vom Regierenden Bürgermeister Kai Wegner überreicht.

Beim Finale des Berliner Landespokals im Berliner Mommsenstadion hat TuS Makkabi Vereinsgeschichte geschrieben: Als erstem jüdischen Klub gelingt dem TuS Makkabi der Einzug in die Hauptrunde des DFB-Pokals. Gegen Sparta Lichtenberg erzielten die Athleten des jüdischen Traditionsvereins einen 3:1-Sieg nach Verlängerung. Noch vor 78 Jahren war der Verein verboten – für Sportler, Trainer und besonders den Vereinsgründer Marian Wajselfisz ist der Pokal, der vom Regierenden Bürgermeister Kai Wegner überreicht wurde, mehr als eine sportliche Anerkennung. Für Marian Wajselfisz ist dies eine besondere Würdigung seiner seit Jahrzehnten unermüdlich dem Fußball und dem Makkabi gewidmeten Tätigkeit und für den Verein ein Zeichen, dass der jüdische Sport in Deutschland, trotz aller Widrigkeiten, eine Zukunft hat. (JR)

Von Mirjam Lübke

„Wir hatten Tränen in den Augen!“, sagt TuS-Makkabi-Trainer Wolfgang Sandhowe stolz und berichtet von der Party nach dem 3:1 Sieg gegen Sparta Lichtenberg. Und diese Party war redlich verdient, denn der Erfolg im Berliner Landespokal hat auch historische Bedeutung: 85 Jahre, nachdem die Nationalsozialisten die jüdischen Sportvereine verboten hatten, zieht nun mit Makkabi Berlin erstmals ein jüdischer Fußballclub in die erste DFB-Pokalrunde ein, die am 11. August beginnt. Auch Berlins frischgebackener Bürgermeister Kai Wegner und der israelische Botschafter Ron Prosor fieberten im Berliner Mommsenstadion mit. Beiden war durchaus bewusst, dass sich hier ein besonderer Moment in der Geschichte des Fußballs anbahnen würde.

„Für den Verein ist etwas Historisches, wir sind zum ersten Mal so weit gekommen“, bestätigt auch Mannschaftskapitän Doron Bruck. „Gerade mit der Geschichte, die wir hier haben: vor 75 Jahren war der Verein verboten.“ Dabei lief das Spiel erst gar nicht gut an: Nach der 13. Minute ging Sparta Lichtenberg mit 1:0 in Führung, das Ergebnis eines aufgrund einer umstrittenen Schiedsrichterentscheidung gegebenen Elfmeters. Nach Einschätzung von Trainer-Urgestein Sandhowe rangen die beiden Teams danach auf Augenhöhe um die Dominanz auf dem Spielfeld. Doch TuS-Makkabi ließ sich nicht entmutigen und mobilisierte in der Verlängerung alle Kräfte. Nachdem Tim Häußler in der 51. Minute bereits der Ausgleich gelungen war, schlug bei Sparta Lichtenberg in der 118. Minute das Pech zu – ein Eigentor von Lukas Noack brachte Makkabi in Führung. In der 125. Spielminute dann der krönende Abschluss: Kiyan Soltanpour schießt souverän das dritte Tor.

Vereinsvorstand Michael Koblenz sieht aber noch einen ganz anderen Aspekt des sportlichen Erfolges: „Für die jüdische Gemeinde in Deutschland hat die Partie eine Bedeutung, die über die Grenzen Berlins hinausgeht. Was uns vor allem freut: Endlich wird nicht nur über den Verein berichtet, wenn es antisemitische Vorfälle gibt. Das macht uns unglaublich stolz, es ist die Erfüllung eines Traums.“ Koblenz hatte den Verein 1970 wieder neu ins Leben gerufen, auch um Juden und Christen über den Sport einander näher zu bringen. Etwa 500 Mitglieder engagieren sich heute bei TuS Makkabi, vor allem die Integration junger Menschen mit Migrationshintergrund liegt Koblenz am Herzen. Jugendliche können dort neben Fußball auch eine Vielzahl anderer Sportarten trainieren.

Da bleibt nur, dem TuS Makkabi viel Erfolg in der ersten DFB-Pokalrunde zu wünschen, ein Wunschgegner steht schon fest: Hertha BSC soll es sein!

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