NatCon in Miami: Treffen des internationalen Konservatismus
Floridas Gouverneur Ron DeSantis wird als nächster Präsidentschaftskandidat gehandelt
An der NatCon-Konferenz (National Conservatism Conference) in Miami Anfang September nahmen über 900 Zuschauer und Redner teil. Konservative aus den USA und Israel sehen große Herausforderungen auf EU und USA zukommen: Die Verteidigung der eigenen Werte gegen woke Ideologien im Inneren und die politische Auseinandersetzung mit China und dem kriegerischen Geschehen in Osteuropa im Äußeren. Die Jüdische Rundschau war bei der Konferenz vor Ort. (JR)
Anfang September fand in Miami, der Hauptstadt des sonnigen US-Staats Florida, die dritte NatCon-Konferenz statt. Und die diesjährige Rednerliste musste sich nicht verstecken. Peter Thiel, der deutsch-amerikanische Tech-Investor, Milliardär und Gründer von PayPal, war einer der Redner. NatCon steht für „National Convervatism Conference“ und die Zielsetzung der Konferenz war es, eine konservative Verteidigung des Nationalismus, die sich mit „America First“, Trumps Wahlkampfslogan, vereinbaren lässt, umzusetzen.
Die diesjährigen Diskussionsthemen der NatCon drehten sich um den richtigen Umgang mit Chinas geopolitischen Ambitionen, die Abwehr der Wokeness und der Gender-Ideologie und wie die Konservativen die USA wieder auf den Pfad der Tugend führen könnten. In einem Kongresshotel in Miami hatten sich über 900 Teilnehmer und Redner aus der ganzen Welt versammelt. Die meisten aus Israel und den USA, aber auch Österreicher, Ungarn und gar ein Kroate aus Deutschland sind im Sunshine State gesichtet worden.
Organisiert wurde die dreitägige Konferenz von der Edmund Burke Foundation, deren Leiter der israelische Historiker Yoram Hazony ist. Dessen Buch „Nationalismus als Tugend“ aus dem Jahr 2018 kann man als eine gelungene Abhandlung der Trump-Ära bezeichnen. Vor einigen Monaten ist sein neues Buch mit dem Titel „Conservatism: A rediscovery“ auf Englisch erschienen. Für eine deutsche Übersetzung ist noch kein Verlag gefunden.
Auf der Konferenz sah man viele Kippa-Tragende Teilnehmer und auch in Miami selbst gehörten Kippa-Träger eher zum normalen Stadtbild als es in Deutschland der Fall ist.
Skepsis gegenüber Big Tech Unternehmen
Die Konferenz begann nach einer morgendlichen Besucherregistrierung gegen 13 Uhr. Man kann durchaus sagen, dass die amerikanischen Nationalkonservativen eindeutig einen anderen Blick auf die Handelspolitik haben, als es noch die ehemaligen Präsidenten George W. Bush und Ronald Reagan hatten. Im Laufe der Zeit gesellte sich noch eine Skepsis gegenüber Big Tech Unternehmen wie Google, Facebook, aber natürlich auch dem chinesischen TikTok, dazu.
Peter Thiel eröffnete die dreitätige Konferenz auch mit seinem Vortrag. Darin führte er die Rolle Kaliforniens, das in den vergangenen Jahren zu einem konservativen Rückzugsort geworden ist, näher aus. Kaliforniens Hauptproblem ähnele dem von Saudi-Arabien oder Venezuela, nämlich, dass es Opfer seines eigenen „Ressourcenfluchs“ geworden sei. Thiel meinte damit, dass der vom kalifornischen Technologiesektor generierte Reichtum mittlerweile so groß geworden sei, dass er am Ende die gesamte politische Ökonomie des Staates verzerre.
Thiel ging sogar weiter, indem er ausführte, dass „Wokeness“ in der westlichen Welt, und hier vor allem in den USA, eine ähnliche Rolle wie der Wahabbismus in Saudi-Arabien spiele. Dabei gebe es eine Minderheit von vielleicht gerade einmal 20 Prozent „der rechtschaffenen Gläubigen“, der Rest und hierunter erst recht die politischen Eliten, geben meistens eine Art Lippenbekenntnis ab, um ihren Machterhalt somit zu sichern. Es war nicht immer einfach den teilweise kryptischen Ausführungen des Milliardärs zu folgen und die dazu eingeblendeten Folien seiner Präsentation auf den großen Bildschirmen machten es nicht unbedingt leichter.
Präsidentschaftsambitionen
Mit von der Partie war auch Ron DeSantis, der Gouverneur von Florida. Dessen Präsidentschaftsambitionen für die Wahlen 2024 können nebenbei bemerkt als das am schlechtesten gehütete Geheimnis der derzeitigen amerikanischen Politik bezeichnet werden. Man gewann den Eindruck, dass der erste Tag auch teilweise, wie eine umfassende Wahlkampfveranstaltung für DeSantis’ eventuell kommenden Präsidentschaftswahlkampf war. Doch DeSantis schaffte es mit seiner knapp einstündigen Rede beim Abschlussdinner am Sonntagabend, das Publikum wachzurütteln und mitzureißen.
Hinter dem Rednerpult fühle sich der Gouverneur voll in seinem Element, was man ihm anmerkte. Er verbrachte fast eine Stunde damit, seine großen gesellschaftlichen und politischen Themen der vergangenen zwei Jahre durchzugehen: den Kampf gegen die Bürokraten im öffentlichen Gesundheitswesens wegen Lockdowns, Schulschließungen, Test- und Maskenpflicht. Im Gegensatz zu Deutschland und in teilweise einigen anderen von Demokraten geführten Staaten gab es in kalifornischen Restaurants nämlich weder eine Test- noch eine Maskenpflicht. Weiter erzählte er von seinen Gesetzesinitiativen gegen die „woke“ Indoktrination an Schulen, Universitäten und am Arbeitsplatz. DeSantis sprach auch vom Krieg mit Disney über das, was er als die Pläne des Unternehmens bezeichnete, die Kinder Floridas mit der Gender-Ideologie zu indoktrinieren. Der Saal brach in Jubel aus, als er zum Höhepunkt seiner Rede kam und ausrief: „Disney wird keine eigene Regierung mehr haben!“.
Besinnung auf religiöse Werte
Rachel Bovard, die Direktorin des „Conservative Partnership“ Instituts, eröffnete den zweiten Tag der Konferenz mit der Ausführung einiger Ziele des nationalen Konservatismus in ganz bestimmten Konfliktsituationen. In ihren Ausführungen ging es um das Engagement in Bezug auf Chinas Rolle, den Freihandel und eine Selbstregulierung des Marktes von Big Banks und Big Tech. Das Bild des Stiefels der US-Handelskammer der auf das Gesicht eines ungeborenen Babys stampft. „Bis in alle Ewigkeit." zeichnete sie als einen Gegenentwurf zu ihren Vorstellungen.
Überhaupt spielte das Thema Religion eine große Rolle auf der Konferenz. Ganze zwei Podiumsdiskussionen waren dem Katholizismus gewidmet. Deswegen darf es auch nicht verwundern, dass Yoram Hazony und Josh Hawley, der republikanische Senator von Missouri, beide die Bibel als grundlegenden Text überhaupt bezeichneten. Hazony sagte in seiner zweiten Rede: „Der Tag, an dem Sie aufhören, Angst davor zu haben, ein Christ zu sein, der Tag, an dem Sie aufstehen und sagen, dass Amerika eine christliche Nation ist, das ist der Tag, an dem der erwachte Neomarxismus seinesgleichen gefunden hat!“
Josh Hawley ergänze noch: „Es gibt keine Idee, die für das amerikanische Leben zentraler ist als die Würde des einfachen Menschen. Das ist eine Idee, die uns die Bibel vermittelt hat.“.
China als Herausforderung
Der dritte und abschließende Tag der Konferenz befasste sich unter anderem mit dem Verhältnis Amerikas zu China. Es gab eine Podiumsdiskussion zum Thema: „Die Herausforderung Chinas“. Unter den Podiumsteilnehmern war auch der Journalist und Chinaexperte David P. Goldman. Er zeigte in seinem Vortrag die „Fünf Mythen über China und warum sie uns umbringen könnten“ auf. Andere Teilnehmer der Podiumsdiskussion führten an, dass China zwar viele schlechte Dinge tue, aber man ihm zugestehen müsse, nicht woke zu sein.
Auf der Webseite der National Conservatism Conference werden als Ziele angeführt, „Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, Journalisten, Wissenschaftler und Studenten zusammen zu bringen, die verstehen, dass die Vergangenheit und Zukunft des Konservatismus untrennbar mit der Idee der Nation, dem Prinzip der nationalen Unabhängigkeit und der Wiederbelebung der einzigartigen nationalen Traditionen verbunden sind, die allein die Macht haben, ein Volk zusammenzuhalten und sein Gedeihen zu bewirken“.
Es bleib zu hoffen, dass die Teilnehmer diese Ziele umsetzen können. Dennoch darf man Yoram Hazony und seinem Organisationsteam zu einer rundum gelungenen Konferenz gratulieren. Die nächste „National Convervatism Conference“ wird eventuell in London oder Budapest abgehalten werden.
Sehr geehrte Leser!
Die alte Website unserer Zeitung mit allen alten Abos finden Sie hier:
alte Website der Zeitung.
Und hier können Sie:
unsere Zeitung abonnieren,
die aktuelle oder alte Ausgaben bestellen
sowie eine Probeausgabe bekommen
in der Druck- oder Onlineform
Werbung