Guter Jude – böser Jude: Verspielt Frankreich die Chance auf eine konservative Wende?

Der Jude Èric Zemmour wird als „Nazi“ diskreditiert 
© EMMANUEL DUNAND / AFP

In Frankreich wird in Kürze gewählt, als Präsidentschaftskandidat tritt auch Èric Zemmour an, ein Sohn algerischer Juden. Für die einen ist er ein „juif de service“, also ein „Quoten-Jude“, für einige selbsternannte und bestens domestizierte Vertreter der Jüdischen Gemeinde in Frankreich ein Schreckgespenst, das die ungeliebte Wahrheit über das Erstarken des muslimischen Antisemitismus ausspricht. (JR)

Von Filip Gašpar

Im April beginnt in Frankreich die zwölfte Präsidentschaftswahl der fünften französischen Republik. Am 10. April beginnt der erste Wahlgang und sollte im ersten Wahlgang keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit bekommen, findet am 24. April ein zweiter Wahlgang statt. In der letzten Ausgabe haben wir einige der Kandidaten und ihre Chancen kurz vorgestellt. Unter ihnen auch Éric Zemmour, Sohn algerischer Juden, der erst kurz vor Schluss die benötigten 500 Unterschriften vorlegen könnte. Zemmour wird in den Mainstream-Medien oft als Rechtsextremer, Verbreiter von Verschwörungstheorien, islamophober Rassist, Sexist oder was immer gerade in den Kram passt, bezeichnet. Manche sprechen gar von einem „juif de service“, also einem Quotenjuden, der den ganz Rechtsaußen gelegen kommt, da Marine Le Pen versucht hat, durch eine moderate Herangehensweise in die bürgerliche Mitte zu rücken. Doch Zemmour hat nicht nur Marine Le Pen durch seine Kandidatur Alpträume beschert, sondern ist auch zum Schreckgespenst einiger selbsternannter Vertreter der Jüdischen Gemeinde in Frankreich avanciert. Darunter sind der CRIF (Conseil représentatif des institutions juives de France, dt.: Repräsentativer Rat der Jüdischen Institutionen in Frankreich), der Oberrabbiner von Frankreich, die Union der jüdischen Studenten von Frankreich und noch weitere Juden, meist aus dem linken Spektrum, die sich für intelligenter als den Rest halten. Hier sind die üblichen Verdächtigen zu nennen wie Alain Minc, Jaques Attali und natürlich darf Bernard Henri-Lévi in so einer Aufzählung nicht fehlen. Diesem war es sogar nicht peinlich Éric Zemmour auf die Titelseite der kommunistischen Zeitung „L'Humanité“ mit der Bildunterschrift „bestialische Thesen wie die Nazis zu fördern“ zu packen. Einen Nazivergleich, darunter geht es anscheinend nicht. Gerade in Frankreich, dessen jüdische Gemeinde in den letzten Jahren einen nie dagewesenen Exodus erlebt hat und es Morde und Terroranschläge auf Juden und jüdische Einrichtungen gab, und die Täter waren keine Rechten. Warum also haben sich die oben Genannten auf Zemmour eingeschossen und geraten beim Gedanken, dass dieser es in die zweite Runde schaffen könnte, in Panik? Dabei haben Zemmours Umfragewerte in den letzten Wochen gelitten und Marine Le Pen ist wieder an ihm vorbeigezogen und alles deutet auf eine Stichwahl zwischen ihr und dem Amtsinhaber Emmanuel Macron wie bei der letzten Wahl hin. Die Gründe für Zemmours sinkende Werte bedürfen einer gesonderten Analyse nach der Wahl. Kommen wir zurück zur Frage, warum der französische Jude Zemmour von anderen französischen Juden so verteufelt wird? Wahrscheinlich haben Sie Angst, dass ihre über 40 Jahre aufgebaute Illusion in sich zusammenbricht.

Stattdessen wird man ein alljährliches Dinner veranstalten und statt Zemmour wieder Leute wie Fabien Roussel einladen. Roussel ist der Vertreter der Kommunistischen Partei und hat der arabischen Terroristen verteidigt, die seit Jahrzehnten Juden töteten. Auch Yannick Jadot wird mit von der Partie sein, der Eric Zemmour als einen „Quotenjuden“ bezeichnete.

All dies begann unter der Amtszeit von François Mitterrand, als die Sozialisten es sich auf die Fahnen geschrieben hatten, die muslimische Masseneinwanderung nicht bloß zu tolerieren, sondern gar zu fördern, um somit ihre potenzielle Wählerschaft auszubauen. Etwas ähnliches lässt sich auch in Deutschland beobachten, man beobachte nur diese Tage, wie die führenden und nicht führenden deutschen Politiker fleißig auf ihren Social-Media-Kanälen zum Beginn des Fastenmonats Ramadan gratulierten.

 

Buhlen um muslimische Wähler

In Frankreich wurden von „SOS Racisme“, einer der sozialistischen Partei nahestehenden Organisation, große antirassistischen Rockkonzerte veranstaltet und jedes Mittel war recht, um die Einwanderung zu fördern und Muslime als Wähler für die Sozialistische Partei zu gewinnen. Um jede Kritik an diesem demografischen Wandel im Keim zu ersticken, wurden den potenziellen Kritikern Maulkörbe verpasst. Die Verleger der großen französischen Verlagshäuser stellten Autoren, die zumindest intellektuell in der Lage gewesen wären, den Franzosen in Bezug auf den Islam auf die Sprünge zu helfen, unter ihre Scheffel. Karikaturisten oder solche die sich für solche hielten, stellten den einfachen Franzosen als einen rassistischen Hinterwäldler dar. Und Vorzeigeintellektuelle wie Bernard Henri-Lévi diagnostizierten Frankreich von Natur aus ein Volk von Pétainisten, also Verharmloser oder gar Befürworter des Vichy-Regime, zu sein.

Der „Front National“ (heute „Rassemblement National“) wirkte in diesem Spiel wie ein nützlicher Mitspieler, denn Jean-Marie Le Pen fiel durch seine teils rassistischen und offen antisemitischen Äußerungen auf und erwies jedem Kritiker an der Migrationspolitik einen Bärendienst. Denn jede Kritik an einer starken islamischen Migrationsströmung wurde sofort mit dem Vorwurf ein Nazi oder „nahe am Front National“ zu sein, abgetan.

 

„Muslime sind die neuen Juden“-Framing

Die Vernichtung der Juden durch die Nazis wurde in Frankreich instrumentalisiert, um eine Einwanderung von Muslimen zu erleichtern.

Jüdische Institutionen verbreiten in vorauseilendem Gehorsam, zusammen mit Medien und den üblichen Intellektuellen, dass Muslime das Ziel des neuen Nazismus in Frankreich seien. Man kann sagen, dass sie die Gleichung aufstellten „muslimischer Einwanderer = verfolgter Jude“. Die Folgen dieser infamen Politik waren und sind weiterhin verheerend für Frankreich und für Frankreichs Juden. Man zerschmetterte die politische Rechte, kriminalisierte jegliche Kritik an der verfehlten Einwanderungspolitik und jedes kleine Anzeichen von Patriotismus wurde als rassistisch eingestuft. Den Preis zahlten die Juden selbst, denn die Gesellschaft wurde blind gegenüber der von Muslimen verübten Gewalt an Juden. In bestimmten Viertel ist es mittlerweile gefährlich, sich offen als Jude erkennen zu geben und der islamische Antisemitismus wurde marginalisiert.

Man hätte all dies rechtzeitig bekämpfen und Zemmour nicht als das wahre Übel der französischen Rechten darstellen können, doch man entschied sich lieber den alten Trick anzuwenden und davon zu sprechen, dass „Muslime werden wie die Juden verfolgt“ würden und jede Kritik an der Einwanderung als eine Form von Rassismus darzustellen. Dies geht so weit, dass die führenden Köpfe der jüdischen Gemeinden in Frankreich ihn einen Antisemiten nennen und ihn am liebsten exkommunizieren würden. Den Éric Zemmour, einen Sohn algerischer Juden, der eine jüdische Schule besucht hat, Hebräisch spricht, die Synagoge besucht und seinen Glauben nie in den Vordergrund gestellt hat, aber fest zu seinem Judentum steht, ist entweder ein „Quoten-Jude“ oder ein Antisemit, und dass nur, weil er sich weigert in den Chor der die Gefahr leugnenden Befürworter einer islamischen Migration einzustimmen.

Doch unabhängig vom Ausgang der Wahlen und ob es Zemmour in die zweite Runde schaffen wird, ist es sein Verdienst, dass das Illusionstheater nicht mehr verfangen wird und die Leute erkennen werden, dass der CRIF nicht mehr ihre vitalen Interessen vertritt, sondern sie lieber zum Schweigen bringt, wenn es der vorherrschenden Meinung nicht dient. Einen Schweigemarsch zu organisieren, wenn ein Islamist ein jüdisches Mädchen oder eine jüdische Großmutter ermordet hat, ist gewünscht, aber bloß keine Kritik an der Einwanderungspolitik. Es ist als Durchbruch zu werten, dass französische Juden ihre Stimme Éric Zemmour geben wollen oder zumindest damit liebäugeln.

Zemmour muss in den restlichen Tagen bis zum Urnengang noch die Unentschlossenen überzeugen. Außerdem könnten auch noch diejenigen für ihn stimmen, die sich nicht trauen bei den Umfragen anzugeben, dass sie für ihn stimmen. Um auch nach der Wahl die Politik in Frankreich mitbestimmen zu können, muss er seine Basis seiner „Reconquête“ ausbauen. Sollte es also nicht für die zweite Runde reichen, so könnte er ein gutes Ergebnis bei den Parlamentswahlen im Juni einfahren. Dafür muss er die Rechte hinter sich vereinen. Mit Marion Maréchal, der Nichte von Marine Le Pen hat er bereits eine prominente Mitstreiterin für sich gewinnen können. Einen ersten Schritt in die richtige Richtung hat er mit seiner Kandidatur schon gemacht.

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