Hollywood-Schauspielerin Whoopi Goldberg relativiert Holocaust: „Es war kein Rassismus!”

Whoopi Goldbergs Äußerungen über den Holocaust zeigen die zunehmend gefährliche Seite der „woken“ Antirassismus-Bewegung. Der Holocaust habe mit „Rasse nichts zu tun“ gehabt, da die weißen Nazis, weiße Juden attackiert hätten, so Goldberg. Diese Causa ist bezeichnend für den Versuch der Vertreter der „Critical Race Theory“, das Menschheitsverbrechen an den Juden zu relativieren.(JR)

Whoopi Goldberg© AFP

Von Paul Möllers

Zu Jahresbeginn sorgte Whoopi Goldberg für Schlagzeilen. Eine öffentliche Einladung von Yad Vashem an die Schauspielerin, sich in der Gedenkstätte über den Holocaust zu informieren, gehörte dazu. Was war passiert?

In einer populären TV-Show hatte Goldberg sich über den Holocaust geäußert, der habe „mit Rasse nichts zu tun“ gehabt, die Nazis seien mehrheitlich „Weiße“ gewesen und hätten ebenfalls „Weiße“ attackiert. Der Versuch einer Entschuldigung misslang, sie sprach nun davon, dass sich „Weiße“ „gegenseitig bekämpft“ hätten. Handelte es sich um ein Bildungsproblem, wie nach dem ersten Aufschrei auch Vertreter jüdischer Organisationen folgerten? Nun, in ihren Äußerungen scheinen Versatzstücke aus dem heutigen antirassistischen Diskurs auf. Vertreter von „Critical Race Theory“ (CRT) und „Critical Whiteness“ schrieben im Zusammenhang mit der Schoah ebenfalls von „white on white crime“. Auch die Fixierung auf Hautfarbe gehört zum Diskurs – wenn auch der Begriff „race“ als soziales Konstrukt verstanden wird: Machtposition und „Privilegien“ entscheiden über die Zugehörigkeit und darüber, wer als „marginalisiert“, als Opfer zählt, und wessen Vorurteile, wessen Haltung nicht als rassistisch gelten. Die Frage „Können Schwarze rassistisch sein?“ wird von öffentlich-rechtlichen Medien und politischer Bildung meist „woke“ verneint, Angehörige von Minderheiten verfügten ja nicht über Macht, hätten keine „Normen bildende Sonderrolle“ wie „weiße Menschen“ (aus dem Lexikon der Amadeu-Antonio-Stiftung/„Belltower News“). Konsequenz dieses Denkens ist, dass Juden trotz der Geschichte ihrer Verfolgung, die bis in die Jetztzeit reicht, als „weiß“, als „privilegiert“ eingeordnet werden können.

 

Verheerender Nebeneffekt: Gewalt an Juden wird heruntergespielt

„CRT“ und „Critical Whiteness“ können auch Minderheiten gefährden, wenn Gewalt gegen sie, gegen Juden, heruntergespielt wird, als Einzelfall, anders als etwa der „strukturelle Rassismus der Dominanzgesellschaft“. Goldbergs angeführtes Beispiel verdeutlicht diese fatale Schieflage bei der Definition von Rassismus und Antisemitismus: Ein Jude sei „weiß“ und müsse auf der Straße keine Angst haben vor Anhängern des Ku-Klux-Klans, anders als sie als Schwarze. Auch die zunehmende Zahl antisemitischer Vorfälle in den USA wird ausgeblendet, zu diesen zählt körperliche Gewalt, unter den Tätern auch Angehörige von Minderheiten. Unter Bezug auf „weiße Privilegien“ und postkoloniale Theorie wird Israel außerdem öfter als „rassistischer Kolonialstaat“ delegitimiert, der „Palästinenser“, „People of Color“, systematisch entrechte. Diese Haltung erklärt auch die einseitige Berichterstattung mancher Medien.

 

Erinnerungskultur in der „diversen Gesellschaft“ – Relativierung droht

Betroffen ist auch der Umgang mit Erinnerung, oft wird der Holocaust in eine Reihe mit weiteren Genoziden und mit Kolonialverbrechen gestellt, das Spezifische an Holocaust und Antisemitismus verwischt, Antisemitismus unter Rassismus, unter „rassistische Opfererfahrung“ subsumiert. Vielzitierte Migrations- und Rassismusforscher plädieren für „rassismuskritische“ und „multidirektionale Erinnerung“, vgl. Mark Terkessidis oder Michael Rothberg. Eine „Coalition for Pluralistic Public Discourse“ (CPPD) fordert „plurales Erinnern“. Kurator Max Czollek ist kreativ bei der eigenen Biografie und auch bei der Vermarktung seines Buches, aus dem er z.B. in einer Moschee der Milli Görüs vorliest. Titel des Buches: „Desintegriert euch!“. Zum „Netzwerk von 50 diskursbestimmenden Intellektuellen“ CPPD gehören außerdem „Aktivisten“ wie Ferda Ataman und Kübra Gümüsay, die sich als Fan der „Gaza Flotilla“ und Akteurin mit Bezug zum islamistischen Milieu eigentlich disqualifizieren müsste. Czollek hat übrigens am „Zentrum für Antisemitismusforschung“ promoviert.

 

Problematisches Framing von „Critical Race Theory“

Öffentlich-rechtliche Medien berichten oft einseitig, unterschlagen meist auch die lebendige Debatte, die amerikanische Intellektuelle, auch schwarze, über „CRT“ führen. Man hat ohnehin den Eindruck, manche USA-Korrespondenten verdanken ihre Kenntnisse dem Konsum von vornehmlich CNN: „Black Lives Matter“ feiern sie begeistert - nur Trump und die Republikaner hetzten schließlich gegen „die schwarze Protestbewegung“. Im „Kulturkampf der Republikaner und der religiösen Rechten“ gehe es gegen „CRT“ und „für Patriotismus“ - um bloß das Thema Sklaverei aus den Unterrichtsplänen zu entfernen.

Auch in der politischen Bildung und in Medien wird von „Beteiligungspädagogin“ Marina Weisband bis zu „Mediendiversitätsinstituten“ geframet.

Weisband äußerte sich im Deutschlandfunk über Whoopi Goldberg so: „Für mich war das eine völlig glaubhafte Entschuldigung“. „Sie könne auch verstehen, woher die Aussagen Goldbergs kämen, und zwar daher, dass Juden in den USA häufig keinen Alltagsrassismus erfahren würden.“ Das Grünen-Mitglied weist im Zusammenhang mit Antisemitismus und Rechtsextremismus auf „den rechten Flügel der Union“. Und spräche man den Rassismus auch der Nazis offen an, ermöglichte das „Allianzen gegen die Ideologie der ‚weißen Vorherrschaft‘ und deren Anhänger.“ Muslimischer Antisemitismus sei zwar ein „ernsthaftes Problem“, sie warnt aber Journalisten, nicht „zur Stimmungsmache gegen Geflüchtete in unserem Land beizutragen“. „Antisemitisch eingestellte“ muslimische Jugendliche seien, so glaubt sie, „im Gegensatz zu Verschwörungstheoretikern gut zu erreichen“. Sie haben „kein emotionales Bedürfnis, Juden zu hassen“. Wenn Menschen sich unsicher fühlten, würde Antisemitismus zunehmen, neben den Juden würden auch Muslime leiden. Und je mehr die muslimische Minderheit leide, desto stärker werde deren Antisemitismus wachsen. Analysen einer „Beteiligungspädagogin“, deren Projekt gefördert wird von der Bundeszentrale für politische Bildung. Kaum überraschend, dass sie auch Ferda Ataman in sozialen Medien teilt.

Weisband und Co-Autor Eliyah Havemann äußern sich gern öffentlich – auch mit Vorwürfen wie „Tokenism“. Den Begriff „Token“ benutzt Havemann, um Schwarze, die ihm zu Antirassismus und „Black Lives Matter“ widersprechen, abzuwerten und ihnen zu unterstellen, sich den Weißen anzudienen. Irritierend ist auch die Unterstützung des Ehepaars Havemann von ausgerechnet einer Politikerin wie Sawsan Chebli.

 

Amadeu-Antonio-Stiftung nun auch engagiert gegen „antireligiöse Hetze“

Die Amadeu-Antonio-Stiftung beteiligt sich ebenfalls am Framing von Themen wie „CRT“, „das Schreckgespenst der Republikaner“, und auch Islamismus. Dabei spielt das "Media Diversity Institute" (MDI) eine Rolle, Ziel u.a. eine „verantwortliche Berichterstattung“ zum Thema Diversität.

Das MDI-Projekt „Get the Trolls out“ wird unterstützt vom Europarat und dessen „No Hate Speech Movement“ - die deutsche Sektion des letzteren betreuen Ferda Atamans „Neue Deutsche Medienmacher“, auf Veranstaltungen waren „Israelkritiker“ wie Nemi El-Hassan eingeladen.

Bei „Get the Trolls out“, beteiligt ist die AAS, geht es gegen „antireligiöse Hetze“, man regt das Melden von „Hate speech“ an. Zorro Maplestone schreibt für Al Jazeera und „Belltower News“/AAS, z.B. über „Islamogauchisme“ (auch „Islamo-leftism“), eine „Strohmann-Rhetorik, die Frankreichs Kulturkriege nährt“, „rechte Oppositionsparteien“ seien beteiligt. Unter „Islamophobie“ findet man Texte von ENAR oder dem „European Forum for Muslim Women“, beide sollen Bezüge zu Strukturen der Muslimbruderschaft haben. Entsprechend das Framing von staatlicher Neutralität als „Kopftuchverbot“, es geht um „Gender Islamophobia“ und „colonial ideology“, Islamismus wird mit Anführungszeichen versehen. Das eigene Ansinnen, für die „Hijabis“, verbrämt man als „a more inclusive secularism“.

Die Studentin Erika Balzer schreibt als Expertin für „antireligiöse Hetze“ für „Get the Trolls out“/„Belltower News“ verharmlosende Texte über muslimischen Antisemitismus oder über Projekte mit Beteiligung von Farid Hafez wie „I-Report“, die Meldestelle für „antimuslimischen Rassismus“. Hafez hat mutmaßlich Verbindung zur Muslimbruderschaft, die ermittelnden österreichischen Behörden beschuldigte er, Muslimen eine „Kristallnacht“ bereitet zu haben. Das „Media Diversity Institute“ versorgt Balzer mit Informationen, z.B „dass es in England in den vergangenen Monaten keinen antisemitischen Vorfall gegeben hat, in Polen dagegen gibt es sie oft“, so Balzer im evang. Sonntagsblatt. In Großbritannien verzeichnete man allerdings eine Zunahme an antisemitischen Vorfällen, 2,255 im Jahr 2021, darunter körperliche Angriffe (s. CST). „Fake news“ finden sich auch in AAS-Broschüren: Kyle Rittenhouse sei ein „rechtsextremer Mörder“, sein Freispruch Zeichen für „Ungleichheit & White Supremacy“ in den USA. Zum Thema „Racial profiling“ kommentiert ausgerechnet jemand, der für “Fair International“ tätig ist, FI gehört zur Milli Görüs.

 

"Wir alle müssen Antirassisten sein!"

Was nach „race scholar“ vom US-amerikanischen Rassismusforscher Ibram X. Kendi klingt, forderte vor Reem Alabali-Radovan schon Bundespräsident Steinmeier: „Wir müssen Antirassisten sein.“ Die neue Beauftragte für Antirassismus nennt die üblichen Schlagwörter wie „struktureller Rassismus“, sie will Rechtsextremismus bekämpfen, „Hanau war kein Einzelfall“, und „eine klare, nachhaltige Politik befördern, damit Staat und Zivilgesellschaft alles dafür tun können, um Rassismus, Antisemitismus, Islamfeindlichkeit den Nährboden zu entziehen“ - Islamismus lässt sie jedoch unerwähnt.

Für die Bundesverwaltung sieht sie „eine Diversity-Strategie“ vor, „die Vielfalt unserer Gesellschaft“ soll sich „auch in den Bundesministerien und Bundesbehörden“ widerspiegeln. Wird es Quoten geben? Damit würde sie den Zielen der „Aktivisten“ entsprechen, die im Koalitionsvertrag, auf den sie sich ausdrücklich bezieht, genannt werden. Wie wird der „Nationale Aktionsplan gegen Rassismus“ also aussehen, „ressortübergreifend koordiniert“ oder „zentral aus dem Bundeskanzleramt heraus“?

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