Israel bereitet sich auf eine große Einwanderungswelle aus der Ukraine vor
Zahlreiche Juden aus der Ukraine wollen angesichts des schrecklichen Krieges nach Israel auswandern. Die Zionistische Weltorganisation „Jewish Agency“ bereitet sich in Israel bereits auf konkrete Maßnahmen zur Aufnahme der Schutzsuchenden vor. Gemäß des Rückkehrgesetzes haben auch deren Familienangehörige das Recht auf die israelische Staatsbürgerschaft. Damit könnte Israel insgesamt 200.000 Menschen dauerhaft aus ihrer gegenwärtigen Not in der Ukraine helfen. (JR)
Die Invasion der russischen Armee in die Ukraine wird dem Anschein nach zu einer verstärkten Einwanderung nach Israel führen. Ende Februar teilte die dafür hauptsächlich zuständige „Jewish Agency“ mit, dass auf der eingerichteten Notrufnummer bereits mehr als 5.000 Anrufe eingingen. Bei mehr als der Hälfte ging es demnach um die Frage der sofortigen Einwanderung. Die Notrufnummer betreibt die „Jewish Agency“ zusammen mit der christlich-jüdischen Organisation „International Fellowship of Christians and Jews“ (IFCJ).
Schätzungen zufolge leben 43.000 Juden in der Ukraine. Gemäß des Rückkehrgesetzes haben jedoch auch deren Familienangehörige das Recht auf die israelische Staatsbürgerschaft. Damit beläuft sich die Zahl der in der Ukraine zur Einwanderung nach Israel berechtigten Personen auf etwa 200.000. Die „Jewish Agency“ betreibt derzeit nach eigenen Angaben insgesamt sechs Stationen in Moldawien, Rumänien, Polen und Ungarn. Dort werden die Einwanderungsanträge bearbeitet.
Die Zionistische Weltorganisation bereitet sich in Israel bereits auf konkrete Maßnahmen zur Aufnahme der Einwanderung aus der Ukraine vor. Laut der Zeitung „Ma’ariv“ leiten Helfer entsprechende Schritte ein. Demnach sollen rund 1.000 mobile Wohneinheiten in Randgebieten aufgestellt werden, etwa in den Golanhöhen, im Jordantal oder im Negev. Diese provisorischen Unterkünfte haben eine Größe von 50 bis 90 Quadratmeter. Für eine Umsetzung des Planes bedarf es noch eines Regierungsbeschlusses.
Ausreisehilfe für Libanesen und Syrer
Vertreter israelischer Behörden stehen indes an der polnisch-ukrainischen Grenze bereit. Sie sollen Staatsbürger in Empfang nehmen, die aus der Ukraine fliehen. Doch sie helfen auch Arabern aus Staaten, zu denen Israel keine diplomatischen Beziehungen hat. Das bestätigte das israelische Außenministerium laut einem Bericht der „Jerusalem Post“ am Sonntag. Demnach baten israelisch-arabische Studenten aus Charkiw darum, ihre Freunde mitbringen zu dürfen, darunter Syrer und Libanesen.
Für Ukrainer in Israel hat Innenministerin Ajelet Schaked (Jamina) die Aufenthaltserlaubnis um 60 Tage verlängert. Die Betroffenen müssen dazu keinen Antrag stellen. Wie Regierungschef Naftali Bennett (ebenfalls Jamina) verkündete, wird Israel ein humanitäres Hilfspaket im Umfang von 100 Tonnen in die Ukraine schicken. Zu der Ausstattung gehören Vorrichtungen zur Wasseraufbereitung, Medikamente, Zelte und Decken.
Bericht: Abramowitsch bei Verhandlungen dabei
Unterdessen wurde bekannt, dass der israelisch-russische Milliardär Roman Abramowitsch bei den Verhandlungen zwischen der ukrainischen und russischen Delegation mithilft. Wie die „Jerusalem Post“ berichtet, geschehe dies auf Bitten der Ukraine. Ein Sprecher Abramowitschs teilte lediglich mit, dass es eine Anfrage der Ukraine gegeben habe; er nannte aber keine weiteren Details.
Abramowitsch hatte am 26. Februar in Erwartung von Sanktionen seine Führungsrolle bei dem Londoner Fußballklub Chelsea abgegeben. Dem 55-Jährigen werden enge Beziehungen zum russischen Präsidenten Wladimir Putin nachgesagt. Die Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem hatte den amerikanischen Botschafter in Israel, Thomas Nides, bereits am 6. Februar, also vor Beginn der russischen Invasion, in einem Brief gebeten, Abramowitsch von möglichen Sanktionen zu befreien. Abramowitsch engagiere sich etwa im Kampf gegen Antisemitismus. An dem Aufruf beteiligte sich auch der aschkenasische Oberrabbiner David Lau.
Am 22. Februar hatte Yad Vashem dann eine „strategische Partnerschaft“ mit Abramowitsch verkündet. Damit verbunden sei auch die zweitgrößte Einzelspende einer Privatperson, wie die Gedenkstätte damals mitteilte. Sie bewege sich im achtstelligen Schekel-Bereich. Der 55-jährige Abramowitsch setzt sich in Verbindung mit seinem Londoner Fußballklub auch für den Kampf gegen Antisemitismus im Sport ein. Im Jahr 2018 hat er die israelische Staatsbürgerschaft angenommen und gilt seither nach Miriam Adelson als zweitreichster Israeli. Das Wirtschaftsmagazin „Forbes“ schätzt sein Vermögen auf umgerechnet 13,8 Milliarden Euro.
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