Die Schattenseiten des Israel-Hassers Desmond Tutu

Von unseren Medien weitgehend ausgeblendet, verband Tutu sein politisches Engagement wie die Vertreter der BLM-Bewegung mit stark anti-israelischen Positionen und Verharmlosungen des Holocaust.

Desmond Tutu, früherer Erzbischof von Kapstadt
© WALTER DHLADHLA / AFP

Von Jonathan S. Tobin

Desmond Tutu wird der Nachwelt vor allem wegen seiner Rolle als Anführer im Kampf gegen die südafrikanische Apartheid in Erinnerung bleiben. Als anglikanischer Bischof, der sich mutig gegen die weiße Minderheitsregierung seines Landes und deren grausame Unterdrückung der schwarzen Mehrheit aussprach, war der Friedensnobelpreisträger von 1984 das Gesicht der Anti-Apartheid-Bewegung zu einer Zeit, als die meisten ihrer Führer – wie der spätere südafrikanische Präsident Nelson Mandela – inhaftiert waren.

Seine Kampagne, mit der er die Welt dazu brachte, das Apartheidregime als moralischen Paria zu betrachten, trug nicht nur dazu bei, Unterstützung für den Boykott Südafrikas zu gewinnen, sondern war auch Teil des Prozesses, der die Ereignisse in Gang setzte, die zum Untergang der Apartheid führten.

Nachdem die Apartheidregierung Mandela 1990 freigelassen und die Macht nach den ersten völlig freien Wahlen 1994 an den Afrikanischen Nationalkongress (ANC) abgegeben hatte, führte Tutu den Vorsitz der „Wahrheits- und Versöhnungskommission“, die sowohl von Weißen als auch von Schwarzen begangene Gräueltaten untersuchte, obwohl sie gegen beide wenig unternahm und einige Übeltäter unverdientermaßen freisprach.

 

Nicht nur Gutes

Während dies von den meisten Menschen als bloße Fußnote in seiner Biografie betrachtet wird, ist es Tutus Haltung gegenüber Israel, die vielen Juden im Gedächtnis haften bleibt. Wer Tutus Leben betrachtet, sieht sich mit einem Dilemma konfrontiert, das eine unangenehme Tatsache darstellt.

Das viele Gute, das er getan hat, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass er zu Unterstützung der antisemitischen Israelboykott-Bewegung BDS beigetragen hat, und dass seine Rhetorik über Juden und den jüdischen Staat oft die Grenze zum Stereotypenhaften und zur Delegitimierung überschritten hat.

Dies in einem Moment zu erwähnen, in dem die Welt sein Andenken feiert, mag von einigen als geschmacklos empfunden werden. Dennoch sollte es möglich sein, die Wahrheit über jeden Menschen zu sagen; selbst über jemanden, der so eng mit einer gerechten Sache verbunden ist, wie Tutu es im Kampf gegen die Apartheid war.

Und in seinem Fall trifft das ganz besonders zu, denn der Einsatz des Geistlichen, der seine Berühmtheit nach der Apartheid gegen Israel einsetzte, war nicht nur zutiefst schädlich, sondern beruhte größtenteils auf irreführenden Behauptungen und glatten Unwahrheiten.

Noch wichtiger ist, dass es auch veranschaulicht, wie die immer populärer werdenden Ideen über Intersektionalität – die Vorstellung, dass alle Kämpfe auf der Welt sauber in Unterdrücker und Unterdrückte eingeteilt werden können und dass alle, die in die Reihen der letzteren Gruppe eingeordnet werden, sowohl stets im Recht als auch alle Teil derselben allgemeinen Bemühungen seien, die Welt zu einem besseren Ort zu machen – dazu beigetragen haben, den Mythos zu untermauern, der „palästinensische“ Krieg zur Beseitigung des einzigen jüdischen Staates auf dem Planeten sei moralisch gleichwertig ist mit dem Kampf gegen die Apartheid oder die „Jim Crow“-Gesetze in den USA in der Zeit vor den Bürgerrechten.

Dass Tutu die Welt durch das Prisma seiner Erfahrung der südafrikanischen Apartheid betrachtete, ist verständlich. Aber seine Annahme, die Notlage der „palästinensischen“ Araber unterscheide sich nicht von der der Nicht-Weißen in Südafrika, war nicht nur falsch, sondern gab der großen Lüge der Antizionisten, Israel sei ein „Apartheidstaat“, unverdiente moralische Unterstützung.

Schlimmer noch, ein Blick auf Tutus Äußerungen über Juden im Laufe der Jahre offenbart einen Mann, der Haltungen eingenommen hat, die mit seinem Status als Führer der Menschenrechtsbewegung nicht vereinbar sind.

 

Antijüdische Ressentiments

Wie der Harvard-Rechtsprofessor Alan Dershowitz in einer Kritik vor einem Jahrzehnt feststellte, gehörte die Wiederholung traditioneller christlich-antijüdischer Topoi zu Tutus Repertoire. „Die Juden dachten, sie hätten ein Monopol auf Gott“, was berechtigte Kritik von Jesus verdient und nach sich gezogen habe, „weil sie andere Menschen ausgeschlossen haben“. Als Tutu über den Holocaust sprach, behauptete er, „die Gaskammern“ hätten zu einem „schöneren Tod“ geführt, als die Opfer der Apartheid ihn ertragen mussten, obwohl die südafrikanische Regierung trotz all ihrer Schrecken nicht versucht hatte, Nicht-Weiße auszurotten, sondern sie unterjochte.

Als weiteres Beispiel für seine Ahnungslosigkeit in dieser Frage forderte Tutu, dass die Juden „den Nazis den Holocaust verzeihen“. Er schien jedoch nie in der Lage zu sein, den Juden das zu verzeihen, was er fälschlicherweise als die „Unterdrückung der Palästinenser“ bezeichnete.

 

Nicht vergleichbar

Dass Tutus Behauptungen, die israelischen Politik sei mit der Apartheid vergleichbar, falsch sind, ist für alle außer für antizionistische Propagandisten offensichtlich. Im Widerspruch zu diesem lächerlichen Vergleich wird den Arabern in Israel nicht die Gleichberechtigung vor dem Gesetz verweigert; es wird ihnen nicht verboten, mit Juden zusammenzuleben oder auch nur mit ihnen zu reisen, wie dies bei den Schwarzen in Südafrika der Fall war.

Arabische Israelis haben die vollen Rechte von Bürgern in einer Demokratie. Heute sitzt eine arabische Partei, die in der Vergangenheit selbst das Recht der Juden auf einen eigenen Staat bestritt, in der israelischen Regierung und übt die Macht aus, auch wenn ihr Führer von diesem antizionistischen Standpunkt abzurücken scheint.

Die „palästinensische“ Bevölkerung im Westjordanland wird von der antidemokratischen „Palästinensischen Autonomiebehörde“ autonom verwaltet. Wenn die „Palästinenser“ keinen unabhängigen Staat an der Seite Israels erlangt haben – abgesehen von der Hamas-Tyrannei in Gaza, die nur dem Namen nach ein unabhängiger Staat ist –, so liegt das nicht an den zionistischen Bemühungen, sie auf einen rechtlich minderwertigen Status zu verweisen.

Vielmehr liegt es daran, dass ihre Führung in den letzten 100 Jahren des Konflikts das Recht der Juden – die heute eine Mehrheit aller in Israel, dem Westjordanland und dem Gazastreifen lebenden Menschen darstellen und nicht nur eine kleine Minderheit der Gesamtbevölkerung, wie es bei den Weißen in Südafrika der Fall war – auf einen Staat abgelehnt haben, ganz gleich, wo seine Grenzen gezogen werden.

Und es liegt daran, dass diese Führung noch jedes Kompromissangebot abgelehnt hat, das eine Zwei-Staaten-Lösung bedeutet hätte.

Tutu weigerte sich anzuerkennen, dass das „palästinensische“ Ziel immer die Beseitigung der jüdischen Souveränität im ganzen Land war und nicht nur die Vertreibung der Juden aus dem Westjordanland und Jerusalem.

 

Völlig realitätsfern

Selbst wenn Tutu über konkrete Ereignisse sprach, war seine Rhetorik über das Leben in Israel völlig realitätsfern. So sprach sich Tutu beispielsweise gegen die Entscheidung der Cape Town Opera Company aus, 2010 in Tel Aviv aufzutreten, und sagte, dies solle erst dann geschehen, wenn „sowohl israelische als auch palästinensische Opernliebhaber in der Region die gleichen Möglichkeiten und einen ungehinderten Zugang zu den Aufführungen haben.“

Aber natürlich hatten Araber das gleiche Recht, Karten für eine Aufführung zu kaufen wie Juden. Und wenn „palästinensische“ Araber im Westjordanland – im Gegensatz zu israelischen Staatsbürgern – Sicherheitskontrollen und Beschränkungen unterworfen sind, dann nicht aufgrund einer Ideologie wie der Apartheid, sondern wegen der Terrorkampagnen gegen israelische, die solche Vorsichtsmaßnahmen erfordern.

In der Tat sind es viel zu viele „Palästinenser“ und die „palästinensische“ Führung, die die Anwesenheit von Juden in einigen Teilen des Landes als unverzeihliche Sünde betrachten, die nicht geduldet werden kann. Diese „Palästinenser“, die wollen, dass diese Gebiete – wenn nicht sogar das ganze Land – judenrein sind, d. h. völlig frei von jüdischen Bewohnern; diese „Palästinenser“ sind es, deren Vorstellungen den rassistischen Vorstellungen des Südafrikas der Apartheid-Ära am ähnlichsten sind; und nicht etwa die Zionisten.

Doch Tutu hielt nicht nur an seiner Unterstützung des rassistischen Boykotts des jüdischen Staates fest, sondern weigerte sich auch zu akzeptieren, dass die Ziele der Hamas nichts mit denen seines ANC gemein haben.

 

Simplifizierende Weltanschauung

Tutu ist ein Beispiel für die Art und Weise, wie die Intersektionalität falsche Narrative im Namen einer zweifelhaften Vorstellung von der Einheit der Kämpfe aller nicht-weißen Menschen fördert. Er sprach sich dafür aus, den Juden die Selbstbestimmung in ihrem historischen Heimatland zu verweigern, obwohl die Mehrheit der Israelis ebenfalls „People of Color“ sind, da sie ihren Ursprung im Nahen Osten und in Nordafrika, und nicht in Europa haben.

Warum hatte Tutu einen solch blinden Fleck, wenn es um Israel und Juden ging? Er mag sich selbst nicht als Antisemit gesehen haben. Aber als jemand, dessen ganzes Leben von der Idee geprägt war, dass Minderheiten gegen Unterdrücker kämpfen, fiel es ihm leicht, wie es die Intersektionalität verlangt, alle Konflikte als gleich zu betrachten.

Israel ist nicht perfekt, aber es hat Tutus Schmähungen nicht verdient. Es gibt keine Entschuldigung dafür, dass Tutu seine eigenen Erfahrungen mit der Sache einer „palästinensischen“ Nationalbewegung verwechselte, deren Identität untrennbar mit einem Krieg zur Auslöschung Israels verbunden ist und nicht mit einem Kampf für Gerechtigkeit. Damit hat er sich auf die Seite von Hass und Intoleranz gestellt.

Wir sollten uns an Tutus heldenhaften Kampf gegen die Apartheid erinnern. Aber das entschuldigt nicht seine Bemühungen, den Hass gegen Israel und die Juden zu rechtfertigen.

 

Jonathan S. Tobin ist Chefredakteur von JNS-Jewish News Syndicate. Der Artikel „Archbishop Tutu and the disturbing power of intersectionality“ ist zuerst beim Jewish News Syndicate erschienen. Übersetzung von Alexander Gruber.

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