Cancel Culture: Wie Disney in einer Kindersendung die jüdische Tradition fälscht

Der Disney-Konzern ist mittlerweile stramm links, obwohl Walt Disney selbst überzeugter Antikommunist war. Nun löscht das Unternehmen auch noch das Wort „Jerusalem“ aus einer Sendung und leugnet den jüdischen Bezug zum Heiligen Land.

Disney zensiert mittlerweile sogar sich selbst: Die alte Version des Disney-Filmes „Dumbo” ist mittlerweile wegen „Rassismus” verpönt.© AFP

Von Stefan Frank

Jüdische Organisationen und Kommentatoren kritisieren den zum Walt-Disney-Konzern gehörenden US-Fernsehkanal Disney Channel: Sie nehmen Anstoß an einem Kurzfilm, den der Disney Channel aus Anlass des jüdischen Pessachfest ausgestrahlt hat.

Darin wurde der wohl allen Juden (und auch vielen Nichtjuden) bekannte Wunsch „Nächstes Jahr in Jerusalem“, der am Ende des Sedermahls gesprochen wird, zu „Nächstes Jahr im Heiligen Land“ abgeändert. Ein Bruch mit der jüdischen Tradition und ein Affront in einem Beitrag, der Juden doch eigentlich erfreuen sollte. Das wirft die Frage auf, was das soll.

Pessach ist eines der wichtigsten Feste der Juden. Sie feiern die wundersame Befreiung des jüdischen Volkes aus der Sklaverei in Ägypten vor mehr als 3.000 Jahren. Das Fest, das auf den 14. Nisan des jüdischen Kalenders fällt, beginnt abends mit einem Festessen, dem Sedermahl, das auch von sehr vielen nichtreligiösen Juden gefeiert wird.

Die Liturgie wird von der Pessach-Haggada vorgegeben, einem manchmal bebilderten Büchlein, das Programm und Anweisungen für den Sederabend, eine Nacherzählung des biblischen Geschehens und Lieder und Gebete enthält. Die Haggada – deren ältestes erhaltenes Exemplar, die Vogelkopf-Haggada, um 1300 entstand – endet mit dem hoffnungsvollen Wunsch: „Nächstes Jahr in Jerusalem!“.

 

Jüdische Organisationen bestürzt

Der Disney Channel aber entschied sich, in einem kurzen Sonderbeitrag zum Pessachfest eine zweitausendjährige jüdische Tradition zu ändern. Nachdem schauspielende Kinder das Wesen von Pessach sachlich dargestellt haben, sagt eines von ihnen:

„Ich mag den Satz, der den Seder beendet. Es ist ein Wunsch danach, dass unsere Wanderung zu einem Ende kommt und wir ein Zuhause finden: Darum sagen wir: ‚Nächstes Jahr im Heiligen Land.'“

Das wurde an der Stelle auch groß als Schrift eingeblendet. Da das, wie jeder leicht nachprüfen kann, eben nicht das ist, was Juden am Ende des Seders sagen, handelt es sich um eine falsche Tatsachenbehauptung, die den zuschauenden Kindern aufgetischt wird.

B’nai B’rith International machte als erstes darauf aufmerksam. Über ihren Twitter-Account teilte der traditionsreiche jüdische Orden am 30. März mit:

„Wir sind zutiefst bestürzt darüber, dass #disneychannel #Pessah-Clips zeigt, bei denen der traditionelle Refrain ‚Nächstes Jahr in Jerusalem‘ durch ‚Nächstes Jahr im Heiligen Land‘ ersetzt wird.“

ies sei eine „absichtliche Leugnung Jerusalems als ewige jüdische Hauptstadt“. B’nai B’rith forderte Disney Channel auf, „diesen heiligen jüdischen Brauch in Bezug auf unsere heiligste Stadt wahrheitsgemäß darzustellen“.

Todd Richman von der Organisation Democratic Majority for Israel schrieb auf Twitter an Disney gerichtet:

„Seit 2000 Jahren sagen Juden am Pessach-Seder: ‚Nächstes Jahr in Jerusalem!' Und jetzt beschließt ihr, es nach ein paar tausend Jahren zu ändern? Seid ihr euch da sicher?“

 

„Warum verbirgt der Disney Channel diese Wirklichkeit?“

Akiva Van Koningsveld, ein Autor der internationalen Website „Honest Reporting“, die regelmäßig über Antisemitismus und gegen Israel voreingenommene Medienbeiträge berichtet, kommentierte:

„2000 Jahre lang sehnten sich Juden danach, nach Jerusalem zurückzukehren. Wenn Juden dreimal täglich beten, blicken sie bis heute in Richtung der Stadt. Und mit der Wiedergeburt des heutigen jüdischen Staates betrachtet die israelische Regierung Jerusalem als ihre Hauptstadt, eine Behauptung, die von zahlreichen Ländern anerkannt wird, einschließlich den Vereinigten Staaten, dem Land, in dem der Disney Channel seinen Sitz hat.“

Darüber hinaus wird Israels historische Hauptstadt nicht nur zu Pessach erwähnt, sondern in jedem Gebet an jedem Feiertag, jeder Hochzeit und sogar nach dem Essen. Warum verbirgt der Disney Channel augenscheinlich diese Wirklichkeit?“

Der bekannte australische Nahostkommentator Dave Lange sprach von einer „Verachtung jüdischer Traditionen“ durch Disney und äußerte auf seinem Blog „Israellycool“ die Vermutung, dass eine politische Erwägung dahinter stehe. Er sprach von political correctness und fügte hinzu:

„Sie wollen nicht zugeben, dass wir uns seit Tausenden von Jahren danach sehnen, nach Jerusalem zurückzukehren (und zum Glück haben es viele von uns geschafft!).“

 

Keine Stellungnahme von Disney

Es gibt zu dem Fall bislang keine Stellungnahme von Walt Disney. Auf eine Anfrage von Mena-Watch (wo dieser Beitrag zuerst erschien, Anm.d.Red.) hat der Konzern nicht geantwortet. Auch das große jüdisch-amerikanische Magazin „Algemeiner“ berichtet, dass seine Anfrage an Disney unbeantwortet geblieben sei.

Der Vorgang erinnert entfernt an eine Posse, die sich 2016 in der Presseabteilung des Weißen Hauses zutrug. Als der damalige US-Präsident Barack Obama am 30. September 2016 auf dem Friedhof auf dem Jerusalemer Herzl-Berg eine Trauerrede für den verstorbenen israelischen Präsidenten Schimon Peres hielt, veröffentlichte das Weiße Haus eine Pressemitteilung mit dem Text von Obamas Rede. Darauf stand „Herzl-Berg, Jerusalem, Israel“.

Kurz darauf verschickte das Weiße Haus eine „korrigierte Fassung“: Auf ihr war das Wort Israel durchgestrichen.

Der Fall von Walt Disney ist allerdings auf eine Art noch verstörender. In dem Beitrag des Disney-Kinderfernsehens ging es ja nicht um Diplomatie. Der Mickey-Maus-Konzern sollte keine Weltpolitik betreiben oder völkerrechtliche Fragen beantworten. Es ging allein darum, den Kindern wahrheitsgemäß zu erzählen, was Juden traditionell am Ende des Sedermahls sagen. Das ist keine politische Frage, oder sollte es zumindest nicht sein.

Leugnung der jüdischen Verbindung zu Jerusalem

Man kann sich ausmalen, dass es ursprünglich womöglich eine Fassung des Beitrags gegeben haben könnte, in der der Satz „Nächstes Jahr in Jerusalem“ korrekt zitiert wurde (denn wozu Tatsachen durch Lügen ersetzen?). Jemand bei Disney hat dann vielleicht die Brisanz des Satzes gesehen: Schließlich leugnet die „Palästinensische Autonomiebehörde“ jeden Bezug der Juden zu Jerusalem.

Empfängt Walt Disney Befehle aus Ramallah? Nein, aber am Ende geht es um viel Geld. Laut Walt Disneys eigener Darstellung hängt das Geschäft des Unternehmens stark von einer reibungslosen Zusammenarbeit mit Regierungen und Behörden in aller Welt ab.

„Handelsbeschränkungen“, „Beschränkungen der Art, wie Inhalte lizenziert und verteilt werden“, „Erwerbsbeschränkungen“, „Devisenkontrollen“, „Anforderungen an den Inhalt von Film und Fernsehsendungen“, „Investmentverpflichtungen und -Quoten“ – das alles gehört zu den Risiken, denen Walt Disney nach eigenen Angaben ausgesetzt ist. Änderungen der Spielregeln, nach denen Disney sich richten muss, könnten plötzlich erfolgen und seien oft nicht vorhersehbar, heißt es in dem Risikobericht (10-k), den Walt Disney bei der US-Börsenaufsicht hinterlegt hat.

Da will man es sich mit den israelfeindlichen Regierungen in aller Welt (die gegenüber den israelfreundlichen in der Mehrheit sind, wie die Abstimmungen in der UN-Generalversammlung immer wieder zeigen) wohl nicht verscherzen.

nd dann kommt ja noch das Geschrei derer hinzu, die den Staat Israel durch Boykotte zerstören wollen. „Eine Schädigung unseres Rufs oder unserer Marken kann sich negativ auf unser Geschäft in verschiedenen Segmenten und Regionen auswirken“, schreibt Disney.

Erst letztes Jahr stand der Konzern in der Kritik, weil der Abspann seines in der Volksrepublik China gedrehten Spielfilms Mulan einen Dank an die Sicherheitsbehörden der westchinesischen Region Xinjiang enthielt, die berüchtigt sind für die Verletzung der Menschenrechte der muslimischen Minderheit der Uiguren.

Eine Gruppe amerikanischer Senatoren beider Parteien schrieb in einem Brief an Walt Disney:

„Die Entscheidung, Teile von Mulan in Xinjiang in Zusammenarbeit mit örtlichen Sicherheits- und Propagandabehörden zu filmen, gibt diesen Tätern von Verbrechen, die man als Völkermord bezeichnen könnte, stillschweigende Zustimmung.“

Die Nähe zu diesem Regime hielt Disney offenbar nicht für rufschädigend. Aber Juden und Jerusalem im selben Atemzug zu nennen – das wäre zu riskant.

 

Dieser Beitrag erschien zuerst bei Mena-Watch.

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