Die Talkshows schweigen, die Regenbogenfahnen flattern nicht: Wie in Deutschland den Opfern islamischer Gewalt ihre Namen und Gesichter genommen werden
Den Namen des von einem Islamisten ermordeten Samuel Paty kennt jeder. Wem aber sagt der Name Thomas Lips etwas, der von einem fanatischen Muslim in Dresden ermordet wurde? Es gehört in Deutschland mittlerweile quasi zur Staatsräson, Opfer islamischen Terrors aus der Erinnerung und dem Bewusstsein der Öffentlichkeit zu drängen.
Abgeordnete in Frankreich ehren Samuel Paty: Ein Bild, das in Deutschland kaum vorstellbar wäre.© Christophe ARCHAMBAULT, AFP
Von Alexander Wendt
Der am 4. Oktober von dem Islamisten Abdullah Al-H. in Dresden ermordete Mann hieß Thomas L. Sein Name ist in der Traueranzeige zu finden, deren Text auch die Umstände seines Todes andeutet. Aber fast nirgends sonst. Nicht in Regierungsverlautbarungen zu dem An-schlag, nicht in Fernsehnachrichten, nicht auf Demonstrationsplakaten. Wie sah Thomas L. aus? Anders als der bei Paris von einem Islamisten enthauptete Lehrer Samuel Paty, für den Staatspräsident Emmanuel Macron in Paris eine Trauerfeier abhielt, bleibt das Opfer von Dresden namen- und gesichtslos. Zu dem Anschlag gab es keine ausführliche Erklärung der Bundeskanzlerin, kein Auftritt zusammen mit anderen Politikern, beispielsweise, um an der Stelle des Mordes Blumen niederzulegen. In der Meldung des ZDF fehlte nicht nur der Name des Opfers und sein Gesicht, sondern sogar der Begriff Anschlag. Der Sender sprach nur von einer „tödliche Messerattacke“ mit einem „möglicherweise islamistischen Hintergrund“. Anders als bei anderen politischen Anschlägen blieb auch die Serie von Politiker- und Aktivistentweets aus, die auf Hintermänner hinweisen, Konsequenzen fordern und einen Satz enthalten, der mit „Das Problem heißt“ beginnt. Was zweitens weitgehend fehlt, ist ein Hinweis zu dem Motiv. Thomas L. wurde von Abdullah Al-H. ermordet, L.s Freund schwer verletzt, weil beide als schwules Paar durch Dresden spazierten. Es handelt sich – soweit bekannt – um das erste Mal, dass ein Muslim in Deutschland ein Männerpaar als Anschlagsziel wählte. Gut zwei Wochen lang verbrämten Polizei und Medien die Tat als „Touristenmord“. Die beiden waren tatsächlich Touristen, aber darin lag nicht das Mordmotiv. Zu dem Anschlag auf das Paar meldeten sich lange keine Vertreter von Verbänden, keine Fachpolitiker für, wie es heißt, queere Politik, die sonst schon zuverlässig Protestnoten verschicken, wenn ein Bürgermeister am Christopher Street Day nicht die Regenbogenflagge hissen lässt. Deutschlands prominentester schwuler Politiker, der stellvertretende SPD-Vorsitzende Kevin Kühnert unternahm nichts, um Thomas L. Name und Gesicht zu geben. In ihrer Grußbotschaft für die Tagung „Religions For Peace“ sprach Angela Merkel passend zu den Publikumserwartungen von der friedensstiftenden Rolle der Religionen und entschied sich ansonsten für eine Art Sammelnennung der jüngsten An-schläge islamischer Gewalttäter, wobei ihr jeweils der Ort genügte: „Wie wichtig dies ist, zeigen auch die abscheulichen Geschehnisse in Dresden, Frank-reich und in Wien im Herbst dieses Jahres.“ Auf der Pressekonferenz nach ihrem Treffen mit Macron und Sebastian Kurz in Paris am 10. November rang sie sich den Satz ab: „Wir hatten ja auch in Dresden eine Erfahrung mit einem islamischen Terroristen.“ Als 2016 ein Rechtsextremist mit einem selbstgebastelten Explosivkörper einen Anschlag auf eine Dresdner Moschee verübte – es entstand leichter Sachschaden, ein Rußfleck an der Eingangstür – traf sich Merkel schon eine Woche später mit der Familie des Imams, ihr Regierungssprecher verbreitete Fotos davon. Über einen Kondolenzbesuch Merkels bei dem Freund von Thomas L. wurde nichts bekannt. Was diese Verdrängung bedeutet, erschließt sich erst aus dem Kontrast des Umgangs mit anderen Opfern. Beispielsweise denen des NSU. Die offizielle Namen- und Gesichts-losigkeit unterscheidet die beiden Opfer von Dresden nicht nur von Samuel Paty in Frankreich, sondern auch von den Opfern, die dem NSU zugeschrieben werden, von den Erschossenen von Hanau, von Walter Lübcke. Und ihre fast völlige Anonymität verbindet sie mit fast allen anderen, die bisher in Deutschland Ziel von islamischen Anschlägen wurden. Im Juli 2016 zündete der aus Syrien stammende Mohammed Daleel auf der Terrasse eines Weinlokals im bayerischen Ansbach eine Rucksackbombe und verletzte 15 Menschen, vier davon schwer. Die Opfer blieben bis heute in der öffentlichen Chronologie wie ausgespart. Vermerkt sind Ort und Opferzahl, leicht zu finden ist nur der Name des Täters, der bei seinem Anschlag ums Leben kam. Kurz vor dem Anschlag von Ansbach (und kurz nach dem LKW-Attentat von Nizza mit 85 Toten und 434 Verletzten) stieg Riaz Khan Ahmadzai am 18. Juli 2016 in einen Regionalexpress bei Würzburg, griff dort Passagiere mit Beil und Messer an, verletzte fünf, vier davon lebensgefährlich, und lief später noch mit seinen Waffen auf einen Polizeibeamten zu, der ihn erschoss. In den Ermittlungen stellte sich seine Einstufung als minderjähriger Flüchtling aus Afghanistan als reine Vermutung heraus. Weder konnten die Behörden sicher sagen, dass er aus Afghanistan stammte, noch, ob sein Name und Alter stimmten. Jedenfalls war er 2015 nach Deutschland gekommen. In seinem Zimmer auf dem Bauernhof einer Pflegefamilie fand die Polizei eine selbstgebastelte IS-Flagge. Jemand aus der Pflegefamilie konnte Journalisten eine Kurzcharakteristik des Täters liefern („ein ausgeglichener Mensch“), die Grünen-Politikerin Renate Künast fragte auf Twitter mit vier Fragezeichen: „Wieso konnte der An-greifer nicht angriffsunfähig geschossen werden????“ Der „Tagesspiegel“ widmete Riaz Khan Ahmadzai eine Geschichte mit dem Titel „Ende einer Flucht“, in dem Text attestierte er ihm als Tatmotiv unter anderem „Verzweiflung“. Zu den Opfern findet sich in den deutschen Medien nur der minimalistische Hinweis, dass vier davon aus Hongkong stammten, eine Familie auf Besichtigungstour in Süddeutschland. Auch sie bleiben namen- und gesichts-los wie das fünfte Ziel der Attacke, eine Spaziergängerin aus der Gegend um Würzburg. Dass die chinesische Familie in den deutschen Medien anonym blieb, lag nicht daran, dass es nicht möglich gewesen wäre, mit einigen von ihnen zu sprechen, oder dass sie keine Öffentlichkeit gewünscht hätten. Sie blieben bis November 2016 in einer Klinik zur Behandlung in Deutschland und reisten dann zurück.
Auch Chinesen waren „Ungläubige“ für den Täter
Sylvia Yau und Edmund Au Yeung sprachen über ihren Versuch, nach der langen Behandlung wieder so etwas wie ein normales Leben zu führen. Es gibt Bilder von ihnen – allerdings in der „South China Morning Post“. Für deutsche Medien waren die Angegriffenen buchstäblich Leerstellen. Abgesehen davon, dass sie Opfer eines Täters wurden, den es eigentlich so nicht geben konnte („Die Mär vom eingeschlichenen Terroristen“), fügten sie sich auch nicht in das übliche Entlastungsnarrativ ein, islamische Anschläge seien zwar furchtbar, aber eben auch ein Reflex auf das Unrecht des Westens gegenüber der islamischen Welt. In seiner Abschiedsbotschaft an seinen Vater sprach der Täter von Würzburg davon, er hoffe, jetzt endlich Ungläubige bestrafen zu können. Gläubige und Ungläubige – das war die Linie, an der er die Welt teilte, und die chinesischen Touristen landeten für ihn wie jeder Nichtmuslim auf der falschen Seite.Die zwölf Todesopfer des Anschlags am Breitscheidplatz am 19. Dezember 2016 – Anna und Georgiy Bagratuni, Sebastian Berlin, Nada Cizmar, Fabrizia Di Lorenzo, Dalia Elyakim, Christoph Herrlich, Klaus Jacob, Angelika Klösters, Dorit Krebs, Łukasz Urban und Peter Völker – blieben nicht alle ohne Namen und Gesicht. Was zum einen daran lag, dass es sich um den größten Anschlag dieser Art in Deutschland handelte. Aber auch daran, dass einige der Hinterbliebenen die Öffentlichkeit suchten, beispielsweise ein damals noch minderjähriges Mädchen, das beide Eltern verloren hatte. Auch wegen ihrer Behandlung durch die Behörden weigerten sich viele Hinterbliebene, sich still im Hintergrund zu halten. Der Gottesdienst in der Gedächtniskirche unmittelbar nach dem Anschlag fand nur mit Berliner Spitzenpolitikern statt; Personenschützer drängten Angehörige, die auch teilnehmen wollten, mit dem Hinweis auf die Sicherheitslage ab. Ein Hinterbliebener bekam Post vom Land Berlin – kein Kondolenzschrei-ben, sondern die Rechnung der Gerichtsmedizin für die Leichenschau mit der Androhung eines Inkassoverfahrens, sollte er nicht pünktlich bezahlen. Die damalige Senatssprecherin Claudia Sünder behauptete, ihre Behörde hätte die Adressen der Hinterbliebenen nicht gehabt, um zu kondolieren. Die Buchhaltung der Gerichtsmedizin besaß offenbar die passenden Daten.
Verächtliche Behandlung der Opfer-Angehörigen
Für die verächtliche Behandlung der Opfer und ihrer Angehörigen in den ersten Wochen nach dem Attentat gab es wahrscheinlich auch allgemeine Gründe: behördliche Wurstigkeit, zu-mal in Berlin, aber auch das schlechte Gewissen der Spitzenpolitiker, die schnell darüber Bescheid wussten, dass Anis Amri sein Attentat praktisch unter den Augen der Sicherheitsdienste planen und durchführen konnte. Aber das, was dann folgte, lässt sich bis heute nur mit dem festen politischen Willen erklären, die Opfer entweder gar nicht in das kollektive Gedächtnis hineinzulassen, oder sie dort wenigstens so klein wie möglich zu halten. Erst ein Jahr nach dem Anschlag vom Breitscheidplatz und nach erheblichem öffentlichen Druck fand sich Merkel zu einem Treffen mit den Angehörigen der Getöteten und mit Überlebenden bereit. Ein öffentliches Begräbnis mit einem Vertreter der Staatsspitze gab es nur für zwei der Berliner Opfer: Für Fabrizia Di Lorenzo in Sulmona mit Ita-liens Staatspräsident Sergio Mattarella, und für den polnischen Lkw-Fahrer Łukasz Urban am 30. Dezember 2016 in Banie in Anwesenheit von Staatspräsident Andrzej Duda. Im September 2017 lud das ZDF Astrid Passin, die Sprecherin der Hinterbliebenen des Breitscheidplatzes, wieder aus der Sendung „Klartext, Frau Merkel“ aus, in der sie eigentlich zum Publikum gehören sollte – mit der Möglichkeit, der Kanzlerin Fragen zu stellen. Passin besaß schon einen schriftlichen Vertrag mit dem ZDF; kurz vor der Aufzeichnung kam der Anruf, sie würde doch nicht dabei sein. Angeblich zu ihrem eigenen Schutz, denn bei ähnlichen Sendungen seien Fragesteller aus dem Publikum später im Netz kritisiert und beleidigt worden, das wolle man ihr ersparen. Passin sagt, die Ausladung sei gegen ihren Willen erfolgt, als Sprecherin eines Vereins habe sie kein Problem mit der Öffentlichkeit, auch nicht mit unangenehmen Kommentaren.
Merkels unterschiedliche Behandlung der Opfer
Was dieses systematische Verdrängen von Opfern bedeutet, erschließt sich erst aus dem Kontrast des Umgangs mit anderen Opfern. Beispielsweise denen des NSU. Zu dem Komplex des NSU existieren kaum noch zählbare Bücher, aber auch Ausstellungen, Theaterstücke, Filmproduktionen. In Jena gibt es einen Enver-Simsek-Platz, 2020 eingeweiht von Ministerpräsident Bodo Ramelow. Im Beisein der Familie. Für die Ermordeten fand schon 2012 eine Gedenkveranstaltung mit den Angehörigen statt; Angela Merkel nannte in ihrer Rede nicht nur jeden einzelnen Namen, sondern fügte jeweils noch biografische Daten an. Damals sprach sie Sätze, die sie später weder so noch annähernd je über ein Opfer von islamischen Terroristen verloren hatte: „Gleichgültigkeit – sie hat eine schleichende, verheerende Wirkung. Gleich-gültigkeit hinterlässt auch die Opfer ohne Namen, ohne Gesicht, ohne Geschichte.“ Exakt das scheint ihr Ziel zu sein, wenn es um die Opfer von Ansbach, Würzburg, Berlin und Dresden geht. Denn anders als beim NSU geht es bei diesen Taten auch immer um die Folgen ihrer Politik. Der Mörder von Dresden, Abdullah A l-H., eingereist 2015, saß bis wenige Tage vor seiner Tat in Haft, verurteilt wurde er 2018 vom Oberlandesgericht Dresden, weil er um Mitglieder und Unterstützer des IS warb und im Internet nach einer Anleitung zum Bombenbau suchte, außerdem wegen Körperverletzung und Bedrohung. Die Behörden wussten, dass er sich als Vollstrecker des IS betrachtete und einen Anschlag plante. In einem Chat bezeichnete er sich als „schlafende Zelle“. Trotzdem schoben die Verantwortlichen ihn weder ab, noch verfügten sie eine Ab-schiebehaft. Personen, die eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit darstellen, genießen nach der Flüchtlingskonvention – laut Artikel 33.2 – ausdrücklich keinen Abschiebeschutz. Abdullah Al-H. stand zwar unter behördlicher Aufsicht, die sich allerdings so wirkungslos gestaltete, dass er sich problemlos die beiden Messer für die Tat kaufen und damit losziehen konnte. Ähnlich wie Amri mordete er mehr oder weniger unter den Augen des Staates.
Die Talkshows schweigen, die Regenbogenfahnen flattern nicht
Politische Trauerakte für diese Opfer und Opfer mit Namen, Gesicht und Geschichte – das ließe sich tatsächlich nur dann für die Hinterbliebenen und die Politiker selbst ertragen, wenn die-se Politiker dann auch ihre Haltung gegenüber dem Islam ändern würden. Es ginge nur, wenn Medien ihre Praxis aufgeben würden, je nach Art des Anschlags und der Opfer ihre Bühne umzudekorieren. Wäre das schwule Paar in Dresden von einem Rechtsradikalen niedergestochen worden, hätte es längst nicht nur einen staatlichen Gedenkakt mit Namen und Gesicht gegeben, sondern auch das passende Talkshowthema, die Bundespräsidentenrede, die öffentlichen Erklärungen von Prominenten, die Regenbogenbeflaggung, die Frage nach den Hintermännern und die Forderung nach politischen Konsequenzen. Eine Forderung würde dann wahrscheinlich lauten, die AfD zu verbieten, egal, ob der Mörder irgendeine Verbindung zu der Partei gehabt hätte oder nicht. Für den letzteren Fall gibt es schließlich die Figur des geistigen Anstifters. Auf Appelle gegen Rechts können sich außerhalb der AfD praktisch alle politischen Vertreter und der größte Teil der Medien sofort einigen, ohne sich überhaupt erst darüber verständigen zu müssen. Eine Revision von naiver Islam- und Migrationspolitik samt ihrer medialen Abschirmung würde genau dieses Gefüge bis auf den Grund erschüttern. Also müssen Politiker und Journalisten in Deutsch-land auch in Zukunft je nach Mord den Schalter entweder in die eine oder die andere Richtung kippen, ohne dass sie dafür eine ausgesprochene Vereinbarung bräuchten.
„Black Lives Matter“ schweigt bei diesem schwarzen Opfer
Wäre die aus Brasilien stammende Simone Barreto in Nizza nicht zusammen mit zwei anderen Kirchgängern von einem fanatischen Muslim um-gebracht worden, sondern von einem weißen Franzosen, womöglich einem Polizisten, dann wäre die „Black-Lives-Matter“-Protestmaschinerie auch in Deutschland mit entsprechender Medienbegleitung für ein weiteres farbiges Opfer angesprungen. Stattdessen blieb sie stumm. Die ikonografische Aufwertung eines George Floyd wird Barreto nie erfahren. Wie sorgfältig manche Medien die Opfersortierung betreiben, führte vor einiger Zeit der „Spiegel“ vor. Zu den Morden in Hanau durch einen psychisch schwer gestörten Mann produzierte das Magazin ein Video mit dem Titel „Sagt ihre Namen. Tag für Tag“. In dem Film, unterlegt mit suggestiver Musik, werden die Namen von zehn Menschen genannt, die Tobias Rathjen am 19. Februar 2020 erschoss. Ein Name fehlt: der von Rathjens Mutter, die er am Ende seines Amoklaufs tötete. Sie passt für die Journalisten offen-bar nicht in die Reihe. Ein „sagt ihren Namen“-Video des „Spiegel“ zum Breitscheidplatz oder ganz grundsätzlich zu den Opfern des islamischen Terrors in Deutschland gibt es nicht. Es ist auch schwer vorstellbar.
Seehofer und die Extremisten
Emmanuel Macron veranstaltete nicht nur eine offizielle Trauerfeier für Samuel Paty, die ihm Namen und Gesicht gibt. Er versucht auch, in Frankreich den Machtanspruch des Islam zurück-zudrängen und ein Verbot der „Grauen Wölfe“ durchzusetzen. In Deutschland ist die Abspaltung der „Grauen Wölfe“ ATİB (Union der Türkisch-Islamischen Kulturvereine in Europa e.V.) Mitglied im „Zentralrat der Muslime“, dessen Chef, das FDP-Mitglied Aiman Mazyek, zu den Ehrengästen aller möglichen offiziellen Veranstaltungen gehört. Als der Autor Hamed Abdel-Samad vor wenigen Tagen seinen Rückzug von der Islamkonferenz wegen der, wie er es nannte „Anbiederung an den politischen Islam“ bekanntgab, antwortete das Bundesinnenministerium von Horst Seehofer pikiert: Ja, es sei „bekannt, dass zu den Mitgliedsvereinen des Zentralrats der Muslime (ZMD) Organisationen gehören, die dem extremistischen Spektrum zuzurechnen sind. Das Ministerium sieht die Mitgliedschaft der Union der Türkisch-Islamischen Kulturvereine in Europa (Atib) und die ‚ruhende‘ Mitgliedschaft der Deutschen Muslimischen Gemeinschaft (DMG), die beide im Verfassungsschutzbericht genannt sind, als Hindernisse, die die Zusammenarbeit mit dem ZMD erschweren. “Worin diese Erschwernis nun konkret besteht, was sie für Folgen hat – darüber verlor das Ministerium kein Wort. Der Zentralrat der Muslime werde bei der geplanten Imam-Ausbildung in Deutschland jedenfalls mitreden, so Seehofers Behörde. Denn der Dachverband selbst werde ja nicht vom Verfassungsschutz beobachtet. Das ist eine hochfeine Differenzierung, wie sie mittlerweile fast je-der deutsche Politiker im Schlaf beherrscht. Die Namen der falschen Opfer würden dabei stören.
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