Düsseldorfer SPD-Bürgermeister Thomas Geisel hofiert Antisemiten
Geisel hält trotz massiver Kritik an einem mit dem umstrittenen Rapper Farid Bang produzierten Video fest. Der Rapper, der antisemitische und frauenfeindliche Texte veröffentlicht, wirbt bis heute ungehindert auch für den vom Verfassungsschutz der Salafisten-Szene zugerechneten Verein „Ansaar“.
Farid Bang © WIKIPEDIA
Seit kurzem ist der Düsseldorfer Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) wegen eines Videos der Stadt mit Farid Bang massiver Kritik ausgesetzt. In dem 42 Sekunden langen Filmchen fordert der umstrittene Rapper die „Partyszene“ auf, sich an die Regeln zu halten. „Benimmt euch. Hört auf, hier Unfug zu machen, sonst ziehe ich euch die Ohren lang“, sagt der 34-Jährige darin. In der Düsseldorfer Altstadt kam es an den letzten Wochenenden immer wieder zu Auseinandersetzungen wegen Missachtungen der Corona-Abstandsregeln. Dabei kam es auch zu Angriffen auf Polizisten.
Farid Bangs von ungewöhnlich vulgärer Wortwahl durchzogene Texte werden seit Jahren als gewaltverherrlichend, frauenverachtend und antisemitisch kritisiert. 2018 sorgte der gemeinsam mit dem Rapper Kollegah aufgenommenen Song „0815″ für einen Skandal. Darin heißt es: „Mein Körper definierter als von Auschwitz-Insassen“ und „Mache wieder mal ’nen Holocaust, komm an mit dem Molotow“.
Auf den Vorwurf der Frauenfeindlichkeit entgegnete er 2017 laut der Bild-Zeitung: „Prinzipiell bin ich nicht gegen Frauen, denn Frauen sind auch Lebewesen, Frauen sind auch Menschen, und sie essen und trinken auch, genau. Frauen sind auch auf der Welt und wir müssen sie dulden.“ Und: „Man sollte Frauen nur dann schlagen, wenn sie einen dazu auffordern.“ Vor diesem Hintergrund war es keine Überraschung, dass faktisch alle anderen namhaften Politiker der Stadt mit Entsetzen und Empörung auf das von Thomas Geisel initiierte Video reagierten.
„Sie beschädigen das Ansehen unserer Stadt“
Die FDP-Oberbürgermeisterkandidatin Marie-Agnes Strack-Zimmermann sprach von „Farid-Gate“ und warf Amtsinhaber Geisel vor: „Sie beschädigen das Ansehen unserer Stadt über Deutschlands Grenzen hinaus.“ Die CDU forderte am Mittwoch eine Sondersitzung des Stadtrates, nahm das jedoch am Tag darauf wieder zurück, blieb aber bei ihrer Forderung, der Oberbürgermeister müsse das Video wieder von den Social-Media-Kanälen der Stadt löschen lassen. Aber auch Grünen-Politiker und selbst SPD-Parteifreunde kritisierten Geisels Farid-Bang-Video.
Thomas Geisel aber blieb stur und hielt an dem Video fest. Bei der Vorstellung des Filmchens sagte er: „Ich bin froh, dass sich ein bekannter Musiker wie Farid Bang für diese Aufklärungskampagne der Landeshauptstadt Düsseldorf zur Verfügung stellt. Er hilft uns dabei, genau die Zielgruppe zu erreichen, denen die Einhaltung der Corona-Regeln in den letzten Wochen ganz offenbar nicht mehr so wichtig war.“
„Gangsta-Rapper wirbt für Salafisten-Freunde“
Dass der marokkanischstämmige Farid Bang, der mit bürgerlichem Namen Farid Hamed El-Abdellaoui heißt und in Düsseldorf-Oberbilk aufgewachsen ist, auch außerhalb der Stadtgrenzen fragwürdige Bekanntheit genießt, hat jedoch nicht nur mit seinen frauenverachtenden Texten zu tun. Bereits 2014 berichteten Medien unter Überschriften wie „Gangsta-Rapper wirbt für Salafisten-Freunde“, Farid Bang habe für „Ansaar International“ Werbung gemacht.
SPD-Bürgermeister Thomas Geisel © WIKIPEDIAr
Faktisch macht Farid Bang aber bis heute für „Ansaar“ Werbung, denn das entsprechende Video war am Freitagmorgen, den 24. Juli 2020 immer noch auf dem YouTube-Kanal von „Ansaar International“ zu finden. In dem Video sind Farid Bang und Ansaar-Chef Joel Kayser zu sehen. Bang schildert, dass er Kayser schon seit zehn Jahren kenne. Hätte er sich zwischenzeitlich reuig von „Ansaar“ abgewendet, wäre es bei einem so engen persönlichen Verhältnis doch wohl kein Problem gewesen, den Ansaar-Chef davon zu überzeugen, dieses Video wieder von dem eigenen YouTube-Kanal herunterzunehmen. Aber offenbar sieht Farid Bang bis heute kein Problem darin, mit diesem Verein in Verbindung gebracht zu werden.
Der ebenfalls in Düsseldorfer beheimatete Verein „Ansaar International“ wird vom Verfassungsschutz der Salafisten-Szene zugerechnet. Als es im April 2019 bei „Ansaar“ zu Durchsuchungen kam, wurden diese vom Bundesinnenministerium auch dem Verdacht begründet, der Verein unterstütze die Terror-Organisation Hamas.
„Missverständnis“ über Gespräch mit der jüdischen Gemeinde?
Zu den schrillen Missklängen in der Auseinandersetzung um das Farid-Bang-Video gehörte auch, dass die Stadt den Vorgang noch am Dienstag so darstellte, als sei das Video mit der jüdischen Gemeinde abgestimmt gewesen. Michael Rubinstein, der neue Gemeindedirektor der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, widersprach dem aber prompt: „Ich kann bestätigen, dass weder eine schriftliche noch eine mündliche Anfrage der Stadt Düsseldorf über ein Video der Stadt mit dem Rapper Farid Bang bei uns eingegangen ist. Dies gilt für die sich im Urlaub befindenden Vorstandsmitglieder ebenso wie für unsere Presseabteilung und mich in meiner Eigenschaft als Gemeindedirektor.“ Daraufhin korrigierte sich Stadtsprecher Marc Herriger und sprach von einem „Missverständnis“, das daraus resultierte, dass Oberbürgermeister Geisel mit Wilfried Johnen vorab über das Video gesprochen habe.
Wilfried Johnen war langjähriger Geschäftsführer des Landesverbands der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein. Später gehörte er zu den Initiatoren des Düsseldorfer Vereins „Lobby für Demokratie“. Vorsitzender des von Thomas Geisel unterstützten Vereins ist Dirk Sauerborn. Der Kontaktbeamte der Düsseldorfer Polizei für muslimische Gemeinden ist gleichzeitig auch Vorsitzender des vom Landesinnenministeriums geförderten Salafisten-Präventionsverein „Düsseldorfer Wegweiser“. Obwohl sich Johnen und Sauerborn nach eigenen Angaben gegen Extremismus engagieren, zeigten sie sich im Mai 2019 beim KDDM-Cup der Presse demonstrativ mit dem umstrittenen „Kita-Imam“ Asmer Ujkanovic. Kurz zuvor hatte die Autorin anti-israelische Hass-Karikaturen sowie solche mit klarem Islamisten-Bezug auf der Facebook-Seite von Asmer Ujkanovic gefunden, gesichert und veröffentlicht.
Warnungen schon früher in den Wind geschlagen
Nur ein Jahr zuvor war es beim KDDM-Cup zum Eklat gekommen, weil der dem Verfassungsschutz bestens bekannte Salafisten-Prediger „Abu Jibril“ alias Mohamed G. beim Spiel der Pfarrer gegen die Imame im Team der Imame mitgespielt hatte. Anschließend ließ er sich mit Oberbürgermeister Geisel fotografieren, der bei dem prestigeträchtigen Spiel als Schiedsrichter fungierte. „Abu Jibril“, dem die deutsche Staatsangehörigkeit wegen seiner Zugehörigkeit zur Salafisten-Szene verweigert wurde, war Jahre zuvor in Düsseldorf mit Gastauftritten in der Omar-Moschee, in die auch Farid Bang zu familiären Anlässen lädt, auffällig geworden.
Nachdem Mohamed G. auch noch unerkannt in einer Therapieeinrichtung in Düsseldorf-Wersten, die auch von der Stadt Aufträge bekommen hat, tätig sein konnte, informierte die Autorin die Stadt Düsseldorf über dessen Aktivitäten. Eine Antwort von der Stadt bekam sie jedoch nie. Nachdem sie Geisels Foto mit „Abu Jibril“ beim KDDM-Cup kritisierte, distanzierte sich der KDDM von dem Salafisten-Prediger. Das Rathaus aber reagierte erneut mit Schweigen.
Es sind schon merkwürdige Verbindungen, mit denen man in Düsseldorf immer wieder konfrontiert wird. Nur bleibt immer wieder dasselbe beunruhigende Gefühl zurück: Beim Rechtsextremismus ist die Stadtspitze hellwach und engagiert, was so ja auch richtig und wichtig ist. Islamistische Akteure aber haben in Düsseldorf freien Auslauf, da hört man von der Stadtspitze keine Kritik, keine Distanzierung, einfach gar nichts.
Sigrid Herrmann-Marschall ist Islamismus-Expertin. Auf Deutsch zuerst erschienen bei VORWÄRTS UND NICHT VERGESSEN.
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