Linda Sarsour und der „palästinensische“ Jesus

Mit einer immer wieder neu aufgewärmten Geschichts-Lüge versucht die amerikanische Antisemitin die jüdische Präsenz in Israel zu delegitimieren.

Linda Sarsour ist eine gefragte Rednerin in den USA.© TIMOTHY A. CLARY , AFP

Von Tina Adcock

Linda Sarsour ist vor allem für eines bekannt, nämlich ihre antisemitischen und antizionistischen Aussagen, die jedweden historischen, soziologischen und religionswissenschaftlichen Fakten entbehren. Die im Jahr 1980 in Brooklyn geborene Sarsour bezeichnet sich unter anderem selbst als „Palästinensisch-Amerikanische Muslima“, was in Bezug auf ihr Heimatland bereits seltsam anmutet. Sie bezeichnet sich ebenfalls als den schlimmsten Alptraum eines jeden islamophoben Menschen, was einmal mehr ihre Prioritäten in Hinsicht auf Diskriminierung von, in diesem Fall, Religionen aufzeigt.

Ihre neueste Entgleisung ist ein Twitter Post vom 05. Juli 2019:

„Jesus war ein Palästinenser aus Nazareth und er wird im Koran als brauner/bronzefarbener Mann mit wolligem Haar beschrieben.“

Einmal davon abgesehen, dass hier Koranverse ohne entsprechende historische Belege als geschichtliche Tatsachen dargestellt werden, kann Jesus kein „Palästinenser“ gewesen sein, weil Judäa, die Region, in der er geboren wurde, erst nach der römischen Eroberung, 100 Jahre nach seinem Tod, in „Palästina“ umbenannt wurde. Die Betonung liegt hierbei auf „römisch“, da die arabisch-muslimische Eroberung des Landes erst 600 Jahre nach der Geburt Christi erfolgte.

Der amerikanische Bischof, Talbert Swan, antwortete auf Sarsours Post und schrieb:

„Wenn also jemand sagen würde, dass Hitler und Mussolini weiß waren, würden Sie darüber diskutieren, und sagen: ‚Hitler war deutsch und Mussolini war italienisch?‘ Es gab keinen ‚Nahen Osten‘ als Jesus lebte, da dies ein Terminus aus den 1850er Jahren ist. Was zur Hölle hat Geographie mit der schwarzen Hautfarbe zu tun?“

Doch der eigentlich interessanteste Kommentar ist der von Lee Henderson, wo Sarsour sich in ihrer Antwort selbst widerspricht. Henderson schrieb:

„Jesus war absolut jüdisch. Etwas anders zu sagen kommt einer ungeheuren Auslöschung von mehr als einem Jahrtausend Religionsgeschichte gleich.“

Sarsour antwortete darauf:

„Palästinenser ist ein Nationalitätenbegriff, keine Religion. Deine Aussage kann nicht negiert werden. Die Juden lebten mit den Palästinensern friedlich zusammen, bevor es einen Staat Israel gab.“

Mit dieser Aussage begeht sie gleich zwei Fehler. Erstens wurde der Begriff „Palästinenser“ erst in den 1960er Jahren als Nationalitätenbegriff eingeführt. Zweitens gab es, wie bereits beschrieben, keine Verwaltungsprovinz mit dem Namen „Palästina“ als Jesus lebte, und drittens: Wenn sie Henderson zustimmt, dass Jesus ein Jude war und ihr Ursprungspost angibt, dass er gleichzeitig „Palästinenser“ war – warum sagt sie dann, dass Juden und „Palästinenser“ friedlich zusammenlebten? Hatte Jesus etwa eine gespaltene Persönlichkeit, oder weiß Sarsour nicht mehr um ihren ursprünglichen Post? Als Nahost-Historikerin und Religionswissenschaftlerin weiß man nicht, wo man zuerst mit einer Korrektur der jeweiligen Stellen anfangen soll.

Sarsour argumentiert rassistisch

Kommen wir also zu den wenigen echten historischen und theologischen Fakten, die belegen, dass Jesus jüdisch war. Er wurde von einer jüdischen Mutter in einer, zu dieser Zeit, jüdischen Region geboren. All seine Freunde, Kollegen und Schüler waren jüdisch. Er predigte aus jüdischen Texten, feierte jüdische Feiertage und pilgerte zu dem jüdischen Tempel. Er war der „Begründer“ des Christentums und dennoch wurde er als Jude geboren und starb auch als solcher, und nicht als Angehöriger einer Nationalität, die erst in den 1960er Jahren mehr oder weniger als politischer Kampfbegriff geboren wurde. Sarsour versucht, die zentrale Figur des Christentums und einen Propheten des Islam zu benutzen, um ihre politische Agenda, nach der „Palästina“ schon immer existierte und Juden nur zeitweilige Gäste waren, zu untermauern. Dass sie ganz nebenbei nicht nur historische und religionswissenschaftliche Tatsachen in ihrem Argumentationsstrang ignoriert, sondern noch dazu rassistisch argumentiert, wenn sie sagt, dass Jesus ‚braun/bronzefarben“ war und „wolliges Haar“ besaß, fällt ihr hierbei nicht auf.

Würde man sich auf ihre Argumentationsweise einlassen, so könnte man ihr mittels einer Frage begegnen, die womöglich ihre selbstgestaltete populistische Welt auf den Kopf stellen würde:

Wenn Jesus, auf Grund von u.a. äußeren Merkmalen, als „Palästinenser“ kategorisiert werden kann, welcher Nationalitätenbegriff ist dann auf Ahed Tamimi anzuwenden? Die heutige Ikone des „palästinensischen“ Widerstandes ist hellhäutig, hat rot-blondes Haar und blaue Augen und entspricht demnach in keinster Weise dem Sarsour’schen Bild einer „Palästinenserin“. Der Nahe Osten liegt an der Nahtstelle von gleich drei Kontinenten – Europa, Afrika und Asien. Er war ein Umschlagort von Handel und Reisen, sowie Immigration und ist aufgrund dessen in biologischer Hinsicht ein mehr als diverser Platz in der Welt.

Linda Sarsour beweist einmal mehr, dass sie tragischerweise ihrer selbsternannten Rolle der politischen Aktivistin nicht gerecht wird, da sie, anstatt Frieden und Wohlstand für die Region anzustreben, lediglich mittels ihrer Worte das bereits schwelende Feuer nur weiter schürt. Mit ihrer antisemitischen und antizionistischen Propaganda wird sie das genaue Gegenteil von dem erreichen, was sie anstrebt. Das Verbreiten von falschen historischen Informationen und Hass, wird keinem einzigen „Palästinenser“ helfen, sondern lediglich zu ihrer ohnehin schon zweifelhaften Berühmtheit beitragen.

Wie man es auch dreht und wendet, Sarsours Post ist ein intellektueller Affront, insbesondere für eine Person, die derart im öffentlichen Leben steht. Menschen, die ihre Worte lesen, glauben ihr, da sie eine bekannte politische Aktivistin ist, die unter anderem den amerikanischen „Women’s March“ organisiert, der sich leider nicht nur für Frauenrechte einsetzt, sondern auch durch Sympathiebekundungen für die BDS-Bewegung „glänzt“.

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