Kleines Katar – großer Terror-Finanzier
Wie das wahhabitische Königreich die Islamisierung Europas bezahlt
Der ehemalige Emir von Katar freut sich über die Vergabe der Fußball-WM an sein Land.© PHILIPPE DESMAZES, AFP
Im Oktober besuchte der italienische Innenminister Matteo Salvini Katar, den „Energieriesen“, wo er das Emirat dafür lobte, „den Extremismus nicht mehr zu unterstützen“. Leider ist das Gegenteil der Fall. Katar, „der andere wahhabitische Staat“, ist offenbar nicht nur an wirtschaftlichen Beziehungen zu Europa interessiert, sondern auch am Export seiner Marke des politischen Islam.
Laut dem neuen Buch „Qatar Papers: Comment l’émirat finance l’islam de France et d’Europe“ der französischen Journalisten Christian Chesnot und Georges Malbrunot, hat Katar allein in Italien 22 Millionen Euro für islamische Projekte ausgegeben. Diese Finanzierung hat praktisch einen einzigen Begünstigten: die „Union der Islamischen Gemeinschaften und Organisationen in Italien“ (UCOII). Der UCOII wird eine Nähe zur Lieblingsorganisation Katars, der Muslimbruderschaft, vorgeworfen, deren Sprachrohr wiederum die Medienstelle Katars, „Al Jazeera“ in der Hauptstadt Doha ist.
„Katar ist heute ein führender Förderer des Islam in Europa“, sagte Malbrunot in einem Interview. Sein Buch, ein wichtiges Zeugnis über die islamistische Verbreitung in Europa, verweist darauf, dass Katar 140 Moscheen und islamische Zentren in Europa mit 71 Millionen Euro finanziert hat. Das Land mit den meisten Projekten (50) war Italien, wo das Al-Houda-Zentrum in Rom 4 Millionen Euro erhielt.
Ein Enkel des Gründers der Muslimbruderschaft, Tariq Ramadan, erhielt 35.000 Euro pro Monat aus Katar, weil er als „Berater“ fungierte. Das muslimische Kulturzentrum von Lausanne (Complexe Culturel musulman de Lausanne) bekam 1,6 Millionen Dollar. Katar spendete 2015 ein neues Gebäude im Wert von 11 Millionen Pfund am Oxford’s St Antony’s College, wo Ramadan Professor ist.
Brutstätte des Antisemitismus
Aber auch in Frankreich war Katar sehr aktiv. Dem Buch zufolge finanzierte das Emirat das Islamische Zentrum von Villeneuve-d’Ascq und das Lycée-Collège Averroès, Frankreichs erste staatlich finanzierte muslimische Glaubensschule. Das Lycée-Collège Averroès wurde zum Mittelpunkt eines Skandals, als einer seiner Lehrer zurücktrat, nachdem er geschrieben hatte, dass die Schule „eine Brutstätte des Antisemitismus“ und der „Förderung des Islamismus“ für die Schüler sei.
Katar hat auch andere Moscheen in Frankreich finanziert. Die Große Moschee von Poitiers beispielsweise. Diese befindet sich in der Nähe des Ortes der Schlacht von Tours (auch bekannt als die Schlacht von Poitiers), wo Karl Martel, Herrscher der Franken, die vorrückende muslimische Armee von Abdul al-Rahman im Jahr 732 aufhielt. Die Assalam-Moschee in Nantes und die Große Moschee von Paris sind weitere Beispiele.
In ihrem vorherigen Buch „Nos très chers émirs“ (Unsere sehr teuren Emire) haben Chesnot und Malbrunot die enge Beziehung zwischen dem französischen politischen Establishment und der katarischen Monarchie aufgezeigt. Zu den Nutznießern Katars gehörte das Europäische Institut für Humanwissenschaften – eine dem französischen Zweig der Muslimbruderschaft nahestehende islamische Einrichtung – das Kurse in islamischer Theologie anbietet.
Zu den im Buch beschriebenen Islamisten gehört der in Doha lebende Kleriker Yusuf al Qaradawi, der Selbstmordattentate während der zweiten Intifada guthieß; eine Fatwa für den Tod von Amerikanern im Irak bestätigte und Muslime ermutigte ins Ausland zu reisen, um in den Bürgerkriegen in Syrien und Libyen zu kämpfen. Qaradawi forderte auch die „Eroberung Roms“ und verkündete 2013 im ägyptischen Fernsehen, dass es ohne den Tod als Strafe für den Austritt aus der Religion (Abtrünnigkeit) „heute keinen Islam geben würde“.
Wolf im Schafspelz
„Wir haben seit Jahren über die ideologische und religiöse Offensive von Doha berichtet“, sagte Souad Sbai, der in Marokko geborene Präsident des italienischen „Averroes Studies Center“. „In Form von Investitionen und Finanzoperationen erweitert Katar täglich sein missionarisches Netzwerk, das den europäischen Gesellschaften, einschließlich Italien, schweren Schaden zufügt“. Die Zeitung „L’Opinione delle Libertà“ zitiert Sbai und nennt Katar einen „Wolf im Schafspelz“.
Elzir Izzedin, der Imam von Florenz und Präsident der UCOII, gab vor drei Jahren zu: „25 Millionen Euro sind aus Katar gekommen“.
Katar stand auch hinter der Gründung einer islamischen Universität für 5.000 Studenten in der kleinen süditalienischen Stadt Lecce.
Ebenfalls vor zwei Jahren führte Katar mit einer Investition von über 2,3 Millionen Euro wichtige islamische Projekte auf der süditalienischen Insel Sizilien durch, wo Katar offenbar rund ein Viertel der Moscheen mitfinanziert.
Laut dem Präsidenten des „Middle East Forum“, Daniel Pipes, „verlässt sich Doha nicht nur auf die islamistische Diaspora im Westen, um seine Agenda voranzutreiben, sondern arbeitet auch daran, westliche Entscheidungsträger und die Öffentlichkeit direkt zu beeinflussen“:
„Die englischsprachigen Sender produzieren eine raffinierte Propaganda gegen die Feinde Katars, verkleidet in westlich-liberaler Rhetorik. Al Jazeeras jüngstes Projekt – sein Social-Media-Kanal AJ+ – richtet sich an junge, progressive Amerikaner. Die Dokumentationen über die Bösartigkeiten Israels, Saudi-Arabiens und der Trump-Regierung bewegen sich eingebettet zwischen glühender Berichterstattung über Transgender-Rechtekampagnen und emotionalen Appellen für die Notlage von Asylbewerbern an der Südgrenze Amerikas – scheinbar unvereinbare Themen für einen von einem wahhabitischen Regime kontrollierten Sender.
„Doha versucht auch, die westlichen Bildungseinrichtungen zu beeinflussen. Die von der Regierung kontrollierte Qatar Foundation vergibt Dutzende von Millionen Dollar an Schulen, Hochschulen und andere Bildungseinrichtungen in ganz Europa und Nordamerika. Tatsächlich ist Katar heute der größte ausländische Geldgeber für amerikanische Universitäten. Mit ihren Mitteln wird der Arabischunterricht und der Unterricht über die Kultur des Nahen Ostens finanziert und ihre ideologische Ausrichtung ist manchmal unverschämt offensichtlich, wie im Unterrichtsplan der amerikanischen Schulen mit dem Titel „Express Your Loyalty to Qatar“.
Italiens größte Zeitung, Il Corriere della Sera, beschrieb den katarischen Aktivismus im Land:
„Am 24. Mai war Scheich Prinz Hamad Bin Nasser Al Thani, ein Mitglied der katarischen Königsfamilie, in Piacenza, wo er zusammen mit den wichtigsten Stadtautoritäten das neue islamische Zentrum eröffnete; am selben Tag zog er nach Brescia, um das Band der Erweiterung der lokalen Moschee zu durchtrennen. Zwei Tage später tauchte ein lächelnder Prinz Al Thani in Mirandola, in der Provinz Modena, zur Einweihung des neuen muslimischen Gebetszentrums auf, das durch das Erdbeben 2012 beschädigt und im Gegensatz zur örtlichen Pfarrkirche neu errichtet wurde. Am 28. Mai wurde der Scheich in Vicenza verewigt, wiederum zur Eröffnung eines islamischen Zentrums. Am 5. Juni fand eine weitere Zeremonie statt, diesmal ein Gebetskomplex und eine Koranschule in Saronno (Varese), sogar flankiert vom Bischofsvikar.“
Ein Analyst des Spanischen Instituts für Strategische Studien des Verteidigungsministeriums, Oberst Emilio Sánchez de Rojas, hat sowohl Katar als auch Saudi-Arabien wegen „Kampagnen der Beeinflussung im Westen“ angeklagt. Katar finanziert seit Jahren Mega-Moscheen in ganz Europa. Das Ziel Katars scheint die Islamisierung der europäischen Diaspora zu sein.
Wie es der deutsche Abgeordnete und Nahost-Experte Rolf Mützenich im Jahr 2016 ausdrückte:
„Seit geraumer Zeit gibt es Hinweise und Beweise dafür, dass deutsche Salafisten Unterstützung bekommen, die von den Regierungen Saudi-Arabiens, Katars und Kuwaits genehmigt wird in Form von Geld, der Entsendung von Imamen und dem Bau von Koranschulen und Moscheen.“
Auch „The Economist“ hat sich mit der Übernahme von europäischen Moscheen durch Katar beschäftigt.
Katar als treibende Kraft des „Arabischen Frühlings“?
Im Jahr 2014 hat das US-Finanzministerium Katar nicht nur als Finanzierungsquelle für El Kaida genannt, sondern es scheint auch als wäre Doha mit einigen Unterbrechungen ein Hauptunterstützer der Hamas, der „palästinensischen“ Terrororganisation, die die Zerstörung des Staates Israel anstrebt. Während des „Arabischen Frühlings“ im Jahr 2011 unterstützte Katar, das durch Al Jazeera eine wesentliche Rolle bei der „Mitwirkung an der Schaffung des Umfelds für den Arabischen Frühling“ spielte, die Islamisten, vermutlich um laizistische Diktatoren in Tunesien, Libyen und Ägypten zu ersetzen.
Katar wurde auch vorgeworfen den Islamischen Staat (ISIS) zu finanzieren. Der ehemalige stellvertretende Chef des Verteidigungsstabs in Großbritannien, General Jonathan Shaw, erklärte, Katar und Saudi-Arabien seien für die Verbreitung des radikalen Islam verantwortlich. „Dies ist eine Zeitbombe, die unter dem Deckmantel der Bildung den wahhabitischen Salafismus in der Welt entzündet. Das Ganze wird durch saudisches und katarisches Geld finanziert und das muss aufhören“, sagte General Shaw.
Während Katars ideologischer Ausgabenwahn im Westen rasant voranschreitet, folgen viele Europäer ihren sinnlosen Anschuldigungen von wegen „Hassrede“, „Rassismus“ und „Islamophobie“, während radikale Muslime ihre Demokratien infiltrieren und sie weiter einkreisen.
Information zum Buch
Qatar Papers. Comment l’émirat finance l’Islam de France et d’Europe. Christian Chesnot et Georges Malbrunot. Éditions Michel Lafon, 19 €, 295 Seiten.
Giulio Meotti, Kulturredakteur der Tageszeitung Il Foglio, ist ein italienischer Journalist und Buchautor. Auf Englisch zuerst erschienen bei Gatestone Institute.
Übersetzung Audiatur-Online.
www.audiatur-online.ch
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