Das Antisemitismus-Problem der „New York Times“

Eine Hetz-Karikatur im „Stürmer“-Stil gegen Trump und Netanjahu ist nur die Spitze des Eisbergs

Das Hauptgebäude der „New York Times“© WIKIPEDIA

Von Yvette Schwerdt (Mena Watch)

Letztes Wochenende sorgte eine Karikatur in der internationalen Ausgabe der „New York Times“ für Aufruhr. In leuchtenden Farben, scharf abgehoben vom schwarz-weißen Rest der Seite, zeigte sie einen schwerfälligen Donald Trump, mit dunkler Brille und schwarzer Kippa als blinden Juden getarnt, der sich von einem schlank-wendigen Hund mit Benjamin Netanjahu-Schnauze und Davidstern-Leine, ins lodernde Feuer führen lässt.

Die Botschaft war klar: der US-Präsident steht voll und ganz unter jüdischem Einfluss, und tappt, obwohl er meint, die Zügel fest in der Hand zu halten, über das, was sich in Wirklichkeit abspielt, völlig im Dunkeln. Der israelische Premier mit den Mephisto-Augenbrauen, hingegen, weiß genau, was er tut. Gleichgültig wendet er den Blick von seiner brennenden Umgebung ab und führt Trump – oder die Welt mit Hilfe von Trump – geschickt ins Verderben.

Ebenso klar wie die Botschaft war der antisemitische Unterton der Karikatur, die weder unterzeichnet, noch klar-erkenntlich mit Urhebernachweis versehen war. Vermittelte sie doch das Image eines weitreichenden jüdische Einflusses, der selbst die Weltmacht Amerika bezwingt, eines hündisch-untertänigen Juden, der vortrefflich zu manövrieren und zu täuschen versteht und einer Umwelt, die zwar in Flammen aufgeht, die Juden, die an allem schuld sind, aber völlig kalt lässt.

Mangelhafte Berichterstattung schon während des Holocaust

Die Reaktionen auf die ominöse Karikatur ließen nicht lange auf sich warten. Viele sahen sich in ihrem Urteil über die legendäre „Grey Lady“, wie die „New York Times“ auch gerne genannt wird, wieder einmal bestätigt. Die Zeitung habe, so ihre Einschätzung, ein lang-anhaltendes Problem mit Juden. Schon während des Holocausts habe die Redaktion aktuelle News über die Gräuel in Europa entweder gar nicht gebracht oder kühl-kalkuliert in den Innenseiten „vergraben“. In jüngerer Zeit gäbe es viele weitere Beispiele. 2015 etwa wären bei der Veröffentlichung der Namen aller demokratischen US-Abgeordneten, die gegen Obamas-Atomdeal mit dem Iran gestimmt hatten, die jüdischen Abgeordneten – gelb hinterlegt – besonders hervorgehoben worden. Die „New York Times“-Berichterstattung über Israel sei zudem überaus tendenziös.

Beobachter erinnerten denn auch an die Warnung des Baron Jonathan Sacks, der im britischen Parlament auf die tückische Mutation des Antisemitismus verwiesen hatte. War Antisemitismus früher religiöser und später rassistischer Natur, erklärte der ehemalige Großrabbiner, so würde er sich heute gegen die nationale Heimat des jüdischen Volkes, gegen Israel richten.

Empörte Leser versammelten sich zu einer Protestkundgebung vor dem „Times“-Gebäude. Sie forderten die sofortige Entlassung der Verantwortlichen und sprachen von einer Schande für das Blatt. Die verwerfliche Darstellung in einem führenden, meinungsbildenden Medium, wie eben der „New York Times“, sei, so argumentierten sie, gerade auch ob der sich mehrenden antisemitischen Ausschreitungen und Anschläge, wie jenen in Pittsburgh und in San Diego, nicht nur beleidigend, sondern auch verhetzend und gefährlich.

In der „Jerusalem Post“ versicherte Seth Frantzman, das Bild sei nicht „zufällig erschienen“. Es wäre wohl, so der Op-Ed-Redakteur, von mehreren Leuten überprüft und bewilligt worden. Er fordere echte Reue, eine detaillierte Erklärung, wie es zum dem Vorfall kommen konnte und einen öffentlichen Diskurs über den anschwellenden Antisemitismus.

Schon in Portugal veröffentlicht

Wie aber reagiert die „New York Times“? Na ja. Sie versucht einigermaßen einzulenken. Zunächst gab’s ein kurzes Posting auf Twitter. Das Bild sei beleidigend gewesen, hieß es da, seine Veröffentlichung eine „Fehlentscheidung“. Danach folgte tatsächlich eine etwas detailliertere Erklärung im Blatt selbst. Die Karikatur sei von einem portugiesischen Cartoonisten namens António Moreira Antunes gezeichnet und zunächst in Lissabon publiziert worden. Ein einziger Redakteur, dessen Identität man nicht preisgeben wolle, hätte die Veröffentlichung des Bildes entschieden.

Diese Worte scheinen allerdings, nur wenige Kritiker zu beschwichtigen. Sie fordern weit mehr, nämlich eine ernsthafte, koordinierte Auseinandersetzung mit dem übergreifenden Antisemitismus. Wer weiß, vielleicht birgt die Veröffentlichung der krassen „Stürmer-Karikatur“ tatsächlich das Potenzial, einen Wendepunkt einzuläuten. Die Tatsache, dass so etwas passieren konnte, dass in einem Mainstream-Blatt die Grenze zivilisierter, politischer Auseinandersetzungen so eklatant gesprengt werden konnte, dürfte führenden Medien und Meinungsmachern einen heilsamen Schock verpasst haben.

Zu hoffen bleibt, dass sie dann nicht mehr die Augen vor der zunehmenden Judenfeindschaft verschließen oder sie gar propagieren, sondern, dass sie sich ihrer sozialen Verantwortung stellen und gemeinsam eine ebenso starke wie publikumswirksame Front gegen den Antisemitismus bilden. Was die Rolle der „New York Times“ in diesem Prozess betrifft, scheint die Hoffnung allerdings gegenstandslos. Das Blatt hat nämlich noch am selben Wochenende eine weitere antisemitische, antiisraelische Karikatur nachgereicht.

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