Pessach in Zeiten von Corona
Ironie des Lebens: Ausgerechnet wegen einer Plage fallen die meisten Pessach-Feiern in diesem Jahr aus. Doch aus Prüfungen ist das jüdische Volk schon oft gestärkt hervorgegangen.

Obwohl Winston Churchill für Großbritannien den Zweiten Weltkrieg erfolgreich beendete, wählten ihn die Briten kurz danach aus dem Amt. Diese Niederlage aber nutzte er zur persönlichen Weiterentwicklung.
An Pessach ist es üblich einen Seder (wörtlich „Ordnung“, eine Sammlung von Bräuchen in einer bestimmten Abfolge) im Kreise der Familie zu veranstalten und die Pessach Haggada (Erzählung von den Wundern in Ägypten und dem anschließenden Auszug) zu lesen. Wir danken und preisen G´tt dafür, dass er uns mit zahlreichen Wundern aus der Hand unserer Peiniger gerettet und aus der Knechtschaft befreit hat.
Es stellt sich jedoch die Frage: War es nicht ebenfalls G‘tt, welcher uns überhaupt erst in die Knechtschaft gebracht hatte, wie er es Abraham versprochen hatte (siehe Bereschit 15:13)?
Bei jedem jüdischen Feiertag, der als Erinnerung an ein besonderes Wunder und die Rettung des jüdischen Volkes festgelegt wurde, wie Chanukka und Purim zum Beispiel, stellt sich die gleiche Frage, ob es nicht auch G´tt war, der die Gefahr erst über uns gebracht hatte – und aus welchem Grunde sollen wir ihm dafür danken, dass er uns schließlich gerettet hat?
Um diese Frage(n) zu beantworten, müssen wir zuerst verstehen, warum G´tt uns überhaupt Schwierigkeiten und Prüfungen schickt.
Das hebräische Wort für Prüfung „Nisayon“ ist wortverwandt mit dem hebräischen Wort „Nes“, welches (außer für „Wunder“, auch) für „Erhöhung“ steht (siehe Bamidbar 21:8) – und im biblischen Hebräisch hat eine wörtliche Verwandtschaft stets eine Bedeutung! Die Kommentatoren erklären, dass eine Prüfung, und generell Schwierigkeiten, den Menschen erheben und ihm sein verstecktes Potenzial und seine wahren Kräfte offenbaren.
Solange der Mensch nicht mit Hürden konfrontiert wird, ist er sich selbst nicht bewusst, welche Kräfte in ihm schlummern und zu was er in Wahrheit fähig ist.
Der weiseste Mensch aller Zeiten, König Schlomo, lehrt uns:
„Ki Scheva Jipol Zaddik Wekam“ – „Denn der Gerechte fällt sieben Mal und steht wieder auf.” (Mischlei 24:16)
Viele Menschen denken fälschlicherweise, dass die Bedeutung dieses Verses sei: „Obwohl der Gerechte sieben Mal fällt, steht er sieben Mal wieder auf.“ Rav Yitzhak Hutner (1906-1980, amerikanischer Rabbiner, Philosoph und Denker) schreibt in einem seiner Briefe, dass die wahre Deutung dieses Verses eine ganz andere ist: „Gerade (und nur) weil der Gerechte ganze sieben Mal fällt und wieder aufsteht, ist er zum Gerechten geworden.”
Wäre der Gerechte nicht mit Schwierigkeiten und manchmal auch damit verbundenen Niederlagen konfrontiert gewesen, wäre er für immer auf dem Niveau geblieben, wo er angefangen hat und hätte keinen Ansporn gehabt weiterzukommen. Nur dank der zahlreichen Hürden konnte er letztendlich das erreichen, was er erreicht hat.
Sir Winston Churchill (1874-1964) war zweimaliger Premierminister von Großbritannien und Nobelpreisträger für Literatur. Er regierte während des Zweiten Weltkrieges und führte sein Land gemeinsam mit den alliierten Mächten zum Sieg über Nazi-Deutschland. Trotz seines großen Erfolges wurde er direkt nach dem Krieg abgewählt.
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