Neuer Bericht: Wie die EU Muslime dazu motiviert sich öffentlich diskriminiert zu fühlen

Ein voreingenommener EU-Bericht sieht die Schuld für Schwierigkeiten der Integration von Muslimen fast ausschließlich bei der Mehrheitsgesellschaft.

Könnten Verhüllungen wie diese Einfluss auf die Integration moslemischer Zuwanderer haben?© MEHDI FEDOUACH, AFP

Von Karl Pfeifer

Die FRA – Agentur der Europäischen Union für Grundrechte mit Sitz in Wien beschränkt ihre zweite Erhebung zu Minderheiten und Diskriminierung von Moslems auf erlittene Diskriminierung. Sie „beweist durch starke Verkürzung die Schlechtigkeit der Bevölkerungsmehrheit und befragt lediglich die Opfer“.

Für die Integrationsprobleme vieler Muslime werden schlicht und einfach die Mehrheitsgesellschaften verantwortlich gemacht. Die positiven Gefühle einer großen Zahl von Muslimen gegenüber den Gesellschaften, in denen sie leben, haben – laut EU-Erhebung – nur mit muslimischer Weltoffenheit zu tun und nichts mit dem guten Empfang, den sie erfahren haben.

Das, was man glauben soll, wird bereits in den ersten Sätzen suggeriert:

„Erinnern Sie sich noch an das letzte Mal, als Sie sich für eine Stelle beworben haben? Sie haben womöglich befürchtet, dass Ihre Computerkenntnisse nicht ausreichen würden oder sich ein Rechtschreibfehler in Ihren Lebenslauf eingeschlichen haben könnte. Wenn Sie allerdings Muslima oder Muslim bzw. muslimischer Herkunft sind und in der EU leben, dann ist vielleicht Ihr Name schon Grund genug, dass sie nicht einmal zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen werden.“

Das, was für alle Bewerber wichtig ist, die digitale Kompetenz und die Schreibsicherheit, wird bei Muslimen als unwichtig angenommen. Es wird behauptet, die Muslime im Allgemeinen, die man dank ihres Namens identifiziert, werden ohne Unterscheidung, weil sie Muslime sind, abgelehnt.

Fremdenfeindlichkeit gibt es in der EU, doch die richtet sich nicht speziell gegen Muslime. Zum Beispiel tragen in Mali oft Christen und Muslime den gleichen Familiennamen. In einem Versuch wurden in Frankreich Bewerbungen von Christen und Muslimen mit solch einem Namen losgeschickt, und die Christen erhielten mehr Ablehnungen.

Die Annahme, dass Muslime insbesondere wegen ihrer Vornamen diskriminiert werden und dass die Arbeitgeber nicht die individuellen Fähigkeiten eines Arbeitnehmers sehen, stimmt so nicht. Es gibt Untersuchungen, die aufzeigen, wie es in der Realität zugeht. Das, was Arbeitgeber fürchten ist nicht der Islam an sich, sondern die Art wie dieser praktiziert wird. Militanter Islam wird gefürchtet, weil dieser im Betrieb Unruhe schaffen kann, insbesondere wenn ein Mann nicht akzeptiert, dass eine Frau seine Vorgesetzte sein kann. Übertriebene nahöstliche Ehrvorstellungen werden ebenso gefürchtet. In dem Moment, wo dem Arbeitgeber klar wird, dass der Arbeitssuchende kein militanter Islamist ist, gibt es in der Regel keine Schwierigkeiten.

 

Keine weibliche Vorgesetzte

Wenn aber ein Arbeitssuchender erklärt, er möchte keine Anweisungen einer Frau befolgen, oder sich weigert, mit einer Frau zusammenzuarbeiten bzw. Gegenstände zu benützen, die zuvor eine Frau benützt hat (wie es bestimmte Buslenker in Frankreich tun) – stellt es dann eine Diskriminierung dar, solch einen Arbeitssuchenden nicht einzustellen und sein vorgegebenes religiöses Gebot nicht zu beachten? Möchte man die Sicherheit einer chemischen Fabrik, das Lehren in Schulen oder den Posten eines Militärkommandanten Menschen anvertrauen, deren Überzeugungen andere Menschen diskriminieren? Darf man einem gewaltbereiten Islamisten verweigern, eine Synagoge zu bewachen?

Der Bericht postuliert, dass alle Schwierigkeiten der Integration von Muslimen von ihnen feindlichen europäischen Gesellschaften kommen und auf sie allein muss Druck ausgeübt werden, um dies zu ändern.

Doch der Bericht stellt auch fest: „…dass [sich] die Mehrheit der Muslimas und Muslime mit ihrem Wohnsitzland stark verbunden fühlt. Sie haben Vertrauen in die öffentlichen Institutionen ihres Landes – häufig sogar mehr als die Allgemeinbevölkerung.“

Die Untersuchung weigert sich eine wie immer geartete Verantwortung bei Muslimen festzustellen, die Schwierigkeiten haben, denn eine solche würde zu ihrer „Stigmatisierung“ führen. Die Europäische Sicherheitsagenda besagt, dass die Reaktion der EU auf Extremismus „nicht die Stigmatisierung einer Gruppe oder Gemeinschaft zur Folge haben [darf]. Sie muss gegründet sein auf gemeinsame europäische Werte der Toleranz, der Vielfalt und der gegenseitigen Achtung, und sie muss freie und pluralistische Gemeinschaften fördern“.

Der EU-Bericht stützt sich einzig und allein auf die Erklärungen der Befragten zu gefühlten Diskriminierungen. Das, was wirklich in der Realität geschah, sei identisch mit dem, was erklärt wurde. Es wird nicht erwogen, dass gewisse ungünstige Behandlungen nichts mit Diskriminierung zu tun haben – zum Beispiel könnte ein Kompetenzdefizit als diskriminierend empfunden werden, von denen, die das erfahren haben.

Es gibt viel mehr Muslime, die schätzen, dass die Muslime im Allgemeinen diskriminiert werden, als diejenigen, die erklären selbst diskriminiert zu werden. In Frankreich behaupten 75 % der Muslime (in Deutschland 44 %), dass es eine Diskriminierung wegen der Religion gebe, während lediglich 20 % der Befragten erklären, deswegen während der letzten fünf Jahre diskriminiert worden zu sein. Die Unterschiede werden im Bericht nicht erklärt.

Es gibt noch andere Widersprüche, auf die aber nicht eingegangen wird. „Die Frage, was Befragte dazu bewegt, eine Diskriminierungserfahrung als eine tägliche Erfahrung einzuschätzen, würde eine eingehende Analyse erfordern.“

 

Muslime aus unterschiedlichen Ländern

Es gibt auch bedeutende Unterschiede zwischen Muslimen verschiedenen Ursprungs z.B. zwischen denen aus Nordafrika, Afrika südlich der Sahara, der Türkei und Asien, die noch dazu in jeweils verschiedenen Ländern leben. So haben in Deutschland 18 % der Muslime, die aus der Türkei kommen, sich im Jahr vor der Untersuchung diskriminiert gefühlt, während es 50 % derjenigen war, die aus Afrika südlich der Sahara stammen. Im europäischen Durchschnitt fühlen sich doppelt so viel aus Nordafrika Kommende diskriminiert aufgrund der Religion, als diejenigen aus Asien (21 % gegen 9 %). Noch mehr Unterschiede findet man bei der Belästigung und den Beziehungen zur Polizei. Doch man findet in der Untersuchung keine Erklärung dafür, und nichts wird über die Unterschiede im Verhalten der betreffenden Personen gesagt.

Der Hauptfehler dieser Untersuchung ist, sich nicht für den Einfluss zu interessieren, den das Verhalten einer Person auslöst, für die Art wie sie behandelt wird. Wie eine in Frankreich durchgeführte Untersuchung zeigt, verhalten sich Muslime oder Menschen mit muslimischem Erbe sehr verschieden zu Empfangsgesellschaften – vom Wunsch sich zu integrieren bis hin zu einer lebhaften Ablehnung, was ganz verschiedene Reaktionen auslöst. Doch diese Realität wird vom EU-Bericht geleugnet. Das einzige Element des erwähnten Verhaltens ist das Tragen muslimischer Kleidung. Davon sind hauptsächlich Frauen betroffen.

Das unterschiedliche Verhalten der jeweiligen Muslime bleibt unbeleuchtet

In der Untersuchung wird auch kein Unterschied gemacht zwischen Frauen, die einen Nikab tragen und jenen, die weniger auffällig gekleidet sind. Es wird auch kein Wort über die politische Bedeutung einer islamischen Bekleidung geschrieben. Es ist doch kein Zufall, dass die islamistisch beeinflussten Vertretungen der Muslime in Europa versuchen, den Frauen diese Tracht aufzuzwingen. Hier geht es um eine soziale und nicht-religiöse Norm. Der Islam beruht auf fünf Säulen, die für Muslime unabhängig von ihrem Geschlecht verpflichtend sind (Das Glaubensbekenntnis, das Gebet, das Fasten, die Pilgerfahrt und die Wohltätigkeit). Frauen werden aber in islamischen Gesellschaften traditionell diskriminiert. Das drückt sich bei der Erbschaft, der Zeugenaussage, der Ehe und in den Bekleidungsvorschriften aus. Während die fünf Säulen des Islam für alle Muslims gelten, gibt es im gesellschaftlichen Bereich große Unterschiede zwischen muslimisch geprägten Gesellschaften.

„Im Koran gibt es keine eindeutige Verschleierungsvorgabe. In den ersten Jahrhunderten gab es demzufolge keine allgemeine Verschleierung im modernen Sinne, schon gar keine Vollverschleierung. Die Absonderung der Frauen setzte sich über Jahrhunderte hinweg unter dem Einfluss radikaler Gruppierungen durch und wurde von Beginn an heftig kritisiert, ganz ohne westliche Einflussnahme. Seit der Wende zum zwanzigsten Jahrhundert setzte in der islamischen Welt ebenso wie in vielen anderen Weltregionen eine Welle der Emanzipation ein. Selbstverständlicher Teil davon war, dass die Frauen ihre Schleier ablegten.“

(Islamwissenschaftlerin Agnes Imhof, FAZ, 22. Januar 2020)

Fast jede/r zweite Befragte (48 %) gab an, sie/er würde sich „vollkommen wohl“ fühlen, wenn ein Familienmitglied eine nicht-muslimische Person heiraten würde, was die Aufgeschlossenheit muslimischer Befragter gegenüber anderen Religionen weiter unterstreicht. Nur wenige (17 %) fühlen sich unwohl, wenn ein Familienmitglied eine Person mit einer anderen Religion heiratet (17 %), hingegen würde es – laut „Eurobarometer“ – Umfrage aus dem Jahr 2015 30 % der Allgemeinbevölkerung „Unbehagen bereiten, wenn ihr Sohn oder ihre Tochter eine ‚Liebesbeziehung‘ mit einer muslimischen Person hätte.“

Und wieder einmal wird die gesellschaftliche Realität ausgeklammert. Zum Beispiel die Intensität des gesellschaftlichen Drucks bezüglich der Kleidung und des Verhaltens in Wohngegenden, in denen Muslime die Mehrheit bilden. Wie oft werden da Frauen durch diesen Druck gezwungen Kopftuch zu tragen? Man kann sich nur wundern darüber, dass die Heirat der Mädchen und der Jungen nicht separat behandelt wurde, wissend dass der Islam es akzeptiert, wenn ein Muslim eine Nicht-Muslima, aber nicht, dass eine Muslima einen Nichtmuslim heiratet.

Logo der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte

 

Ehen mit Nicht-Muslimen

Nicht erwähnt werden die konkreten Schwierigkeiten eines nichtmuslimischen Ehemanns (Druck zum Islam zu konvertieren), aber auch die Möglichkeit eines muslimischen Ehemannes im Falle einer Scheidung die Kinder in ein muslimisches Land zu entführen und von der dortigen Justiz beschützt zu werden.

„Allerdings stehen ihrer vollständigen Eingliederung in die europäischen Gesellschaften nach wie vor zahlreiche Hindernisse wie Diskriminierung, Belästigung und hassmotivierte Gewalt sowie häufige Polizeikontrollen im Wege. Negative Erfahrungen dieser Art können im Laufe der Zeit dazu führen, dass die Opfer das Vertrauen in Polizei, Justiz und Parlament verlieren, aber auch ihre Verbundenheit mit dem Land, in dem sie leben.“

Hier wiederum werden Ursache und Wirkung verwechselt. Wenn zum Beispiel die französische Polizei in einer Vorstadt von Paris häufiger Kontrollen durchführt, weil dort mit Drogen gehandelt wird, dann ist die Religion der mutmaßlichen Täter gleichgültig, doch wenn diese zufällig Muslime sind, dann werden sie natürlich vorgeben, dass die häufigen Kontrollen mit ihrer Religion zu tun hätten.

Hassmotivierte Gewalt von Muslimen gegenüber Nichtmuslimen wird mit einer Ausnahme nicht erwähnt, obwohl es eine solche nicht nur in vielen islamisch geprägten Ländern, sondern auch in Europa gibt. Man denke nur an den islamistischen Terror in Westeuropa, der bereits viele hunderte Opfer forderte. Es gibt in Westeuropa Stadtviertel und Vororte, welche die Polizei nur mit massivem Einsatz kontrollieren kann.

Der Bericht geht nicht ein auf die wichtigen Fragen, weshalb die Muslime ausgerechnet in einem EU-Land leben, weshalb sie überhaupt ihr Ursprungsland verlassen haben und nicht in ein Land mit islamischer Bevölkerungsmehrheit ausgewandert sind.

Zum Beispiel: Während die Armut in der Welt während der letzten Jahre drastisch reduziert wurde, wächst sie in der arabischen Region. Fast 40 % der Bevölkerung der arabischen Region leben mit weniger als 2,75 US-Dollar pro Tag.

Nicht erwähnt wird die Tatsache, dass die arabische Region seit 2011 unter intensiven, komplexen, ineinandergreifenden Konflikten leidet. Heute, sind fast 40 Prozent der arabischen Länder in solche verwickelt oder haben während der vergangenen acht Jahre bewaffnete Konflikte durchgelebt. Eine deutliche Zunahme der Abwanderung ist eines der vorherrschenden Ergebnisse der Konflikte. Die totale Zahl der Menschen aus dieser Region, die ihre Heimat verlassen hat, ist von 12,7 Millionen 2010 auf 29 Millionen gestiegen im Jahr 2016.

An der Radikalisierung ist nach diesem Bericht lediglich die Mehrheitsgesellschaft schuld. Auf gerade durch die Zeichen der Radikalisierung misstrauisch gewordene Mitglieder der Mehrheitsgesellschaft geht er nicht ein. Wenn es um Hass geht, dann richtet sich dieser immer gegen die Muslime und niemals kommt er von Muslimen. Der Hass von Teilen der muslimischen Welt gegenüber dem Westen wird verschwiegen.

 

Religionskritik ist nötig

Viele Muslime nehmen jede Kritik an ihrer Religion als Rassismus bzw. als Beleidigung wahr. Beim Rassismus geht es um die Zuordnung einer geerbten Identität, die erlitten wird. Hingegen ist die Religion eine Wahl, die von den Glaubenden getroffen wurde, und die kritisiert werden kann und muss. Das hat nichts mit Rassismus zu tun. Auch wenn einige Kritik an einer Religion als übertrieben oder verletzend von jemandem wahrgenommen wird, ist sie doch notwendig. Zu viele Gräuel wurden und werden im Namen von Religionen verursacht. Deswegen darf eine moralische und rationale Kritik nicht abgelehnt werden. Die Wahl einer Religion, unabhängig von den Motivationen, verpflichtet denjenigen, der die Wahl getroffen hat, die Verantwortung für seine Wahl zu tragen.

Ein Riss geht durch die westeuropäische Gesellschaft. Für die Mehrheit sind Menschenrechte, Gewissensfreiheit und eine wenigstens relative Gleichheit zwischen Männern und Frauen Errungenschaften der Demokratie. All das kann natürlich verbessert werden, aber vor allem müssen diese verteidigt werden gegen alle, die sich dagegen wenden.

Für eine einflussreiche Minderheit jedoch wird die bürgerliche Ordnung durch die Privilegien der Herrschenden und deren Arroganz charakterisiert. Hingegen ist für die Verteidiger der Demokratie der Islamismus eine Bedrohung, solange man diesen toleriert. Die Islamisten hetzen die Muslime auf, sich von den Ungläubigen abzusondern und sich nicht zu integrieren – und setzten dies mitunter auch mit Gewaltandrohung durch. Doch für diejenigen, die die bürgerliche Ordnung abschaffen wollen, gehören die Muslime pauschal zu den Unterdrückten und sind Verbündete. Diesen Konflikt kann man sehen beim Verhalten zur islamischen oder vorgeblich islamischen Bekleidung. Die meisten Westeuropäer sehen darin ein Symbol einer Gesellschaftsordnung, die die allgemeinen Menschenrechte ablehnt. Eine Minderheit jedoch sieht darin eine Form des Widerstands gegen die kapitalistische Ordnung. Den islamistischen Terror qualifizieren sie lediglich als ein „Abdriften“. Islamisten und ihre nützlichen Idioten behaupten, dass dieser „nichts mit dem Islam“ zu tun habe.

Die Europäische Union hilft mit ihren von ideologischen Vorurteilen belasteten Berichten nicht der Integration von Muslimen, sondern den Islamisten und ihren „nützlichen Idioten“.

 

Der Autor Karl Pfeifer (geboren 1928 bei Wien) floh 1938 nach Ungarn und von dort weiter nach Palästina, wo er im Kibbuz lebte und am israelischen Unabhängigkeitskrieg teilnahm.

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