Attentat von Jersey: Wenn Schwarze Juden töten

Afroamerikanische Täter ermordeten in Jersey City aus rassistischen Motiven sechs Menschen in einem jüdischen Lebensmittelgeschäft.

Ein Opfer des Angriffs wird versorgt.© Kena Betancur / AFP

Von Phyllis Chesler

Ich erinnere mich, wie ich mich einst aus dem Krankenbett erhob und ein Taxi nach Crown Heights nahm, wo Afroamerikaner tagelang ein Pogrom in New York City verübten (den sogenannten „Crown Heights Riot“ vom 19.–21. August 1991, Anm. d. Red.). Der Bürgermeister hielt sie nicht auf – drei Tage lang nicht. Ich sah genau hin und versuchte zu verinnerlichen, wie ein Pogrom des späten 20. Jahrhunderts in Amerika aussah. Nun passiert es wieder, direkt vor meinen Augen. Nicht auf die gleiche Weise. Noch nicht. Aber das ist sicherlich nur der Auftakt für „the fire next time“.

Das Video, das von Dov Hikind aufgenommen wurde, ist schockierend, schrecklich. Darin gaben einige kaum verständliche afroamerikanische Zivilisten, die in Jersey City leben, zu Protokoll, dass sie die jüdische Präsenz nicht mögen – nein, überhaupt nicht. Tatsächlich gaben sie den Juden sogar die Schuld (an dem Massaker in Jersey City) und nannten sie „Sh-T“. Eine Frau rief aus, dass die Polizei vielleicht gar nicht gekommen wäre, wenn die Opfer Schwarze gewesen wären (das mag wahr sein, aber das ist nicht die Schuld der Juden). Jemand anderes sagte, den Juden sei vorzuwerfen, dass sie überhaupt dort waren; ihre Anwesenheit allein hätte Groll verursacht – weil sie ... jüdisch waren.

Ich war noch ganz aufgewühlt von diesem Video, als mir „The New Yorker“ mit einem Stück von Zach Helfand unterkam. Und zwar mit einer Geschichte aus der Sicht der Afroamerikaner, die sich zurückgelassen, unsichtbar fühlen und die die Juden beneiden, weil ihre Sorgen die Aufmerksamkeit der Medien und der Polizei zu erregen scheinen. Die Einheimischen fürchten auch eine „Gentrifizierung“, die stattfinden könnte, wenn eine andere Art von Bürger zuzieht.

 

Mit der politisch korrekten Erzählung nicht in Einklang

Helfand beschreibt die Feindseligkeit gegenüber dem „chassidischen Einfluss“ und der „Abgeschlossenheit“ der Chassidim (Form des Judentums, Anm. d. Red.). Möglicherweise habe ihre Synagoge gegen die Bebauungsvorschriften verstoßen (Ich wette, dass alle dagegen Sturm laufen werden!). Helfand interviewte keinen einzigen Jersey-City-Chassiden – aber er war darauf bedacht, eine Frau vor Ort zu interviewen, wahrscheinlich eine afroamerikanische Frau, die einen Großteil ihrer Kindheit in der Stegman Street verbracht hat. Er schließt mit dem Satz: „Sie fragte sich, wie sie ihr eigenes Gefühl der Vernachlässigung mit der wachsenden Wahrscheinlichkeit in Einklang bringen könne, dass eine andere Art von Hass die Nachbarschaft heimgesucht hatte ... ‚Es sind Menschen ums Leben gekommen‘, sagte sie. ‚Das ist das Traurige. Es ist mir egal, woher jemand kommt ... es ist schrecklich.‘“

Den ganzen Mittwoch und teilweise Donnerstag wurde keine Aussage darüber gemacht, wer die Mörder waren. Normalerweise bedeutet das, dass sich das Geschehen nicht mit der politisch korrekten Erzählung in Einklang bringen lässt, also dass die Bösewichte Muslime waren oder Afroamerikaner oder schwarze Muslime. In diesem Fall sind es sogenannte „Black Hebrew Israelites“, die glauben, dass sie die ursprünglichen Juden seien. Sogar das Southern Poverty Law Center hat sie als Hassgemeinschaft verurteilt. Auch einer der Mörder hat Judenhass-Material online gestellt, und beide Mörder fuhren langsam und zielgerichtet zum koscheren Markt.

Ist das, was ich geschrieben habe anti-schwarz? Wie, lieber Gott, sollen wir über den (indoktrinierten) Judenhass unter den Farbigen sprechen? Unter farbigen Muslimen? Unter den farbigen Fake-Juden? Über Judenhass auf der linken und rechten Seite? Judenhass unter Muslimen in der islamischen Welt? Ist das ein zu verbotenes Thema? Nicht so verboten wie die Frage, warum so viele jüdische Autoritäten, sowohl in Amerika als auch in Israel, in diesem historischen Moment gescheitert sind. Nicht so verboten wie die Diskussion darüber, wie viele amerikanische Juden Israel dafür verantwortlich machen, angegriffen zu werden und sich weigern, die Last des Verstehens und Kämpfens für das Existenzrecht unseres einzigen jüdischen Staates zu tragen.

Die Raketen, die kürzlich wieder – wieder! – auf Sderot gefallen sind, wurden weltweit in den Medien kaum erwähnt. Ja, das hängt zusammen. Welche Art von Eiserner Kuppel (israelisches modernes Raketenabwehrsystem, Anm. d. Red.) können wir gegen den Hass in Jersey City schaffen? Gegen echte Kugeln in Pittsburgh? In London? In Paris? Gegen harte und feige Herzen auf der ganzen Welt?

 

Der Artikel erschien zuerst in Israel National News.

Übersetzung: Achse des Guten

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