Jüdischer Exodus – Explosion antisemitischer Vorfälle in Europa

Seit dem 7. Oktober 2023 ist das Reisen für Juden vielerorts zum Spießrutenlauf geworden.© Bild von KI generiert
Der „Bäder-Antisemitismus“ galt lange als historische Episode, ein dunkler Fleck in den Kur-Chroniken deutscher Ostseebäder. Doch was sich heute in Berlin, Hamburg oder Valencia abspielt, sprengt jede historische Einordnung: Jüdische Gäste werden aus Restaurants und Hotels geworfen, ganze Reisegruppen von Airlines aus den Maschinen gezerrt. Antisemitische Übergriffe und Pogrom-Fantasien gegen alles Jüdische erleben eine neue Blüte, ungebremst von Polizei oder Justiz, allen inhaltleeren Floskeln und geheuchelter Bekundungen zum Trotz. Wie vor 100 Jahren wird dem antisemitischen Treiben kein – oder zumindest kaum – Einhalt geboten. (JR)
Wallfahrten gelten als die ersten echten Reisen, im Gegensatz zu denen der Händler, die in Ausübung ihres Berufs umherziehen mussten. Diese Reisen, egal ob aus spirituellen oder beruflichen Gründen, waren extrem beschwerlich – und sie brachten wiederum einen neuen Geschäftszweig hervor: Verköstigungs- und Beherbergungsbetriebe waren der Ursprung des heutigen Gastro- und Hotelgewerbes sowie des Tourismus.
Der nahm allerdings in Deutschland erst Ende des 18. Jahrhunderts so richtig Fahrt auf, als der Großherzog Friedrich Franz von Mecklenburg-Schwerin ein Kurbad am Ostseestrand in Heiligendamm erbauen ließ. Diese Art der Vergnügung war indes zunächst nur dem Adel, später dann auch dem Großbürgertum vorbehalten. Rund 100 Jahre später reihte sich das Bürgertum ein und dazu gehörte dank der relativen gesetzlichen Gleichstellung bei der Gründung des Kaiserreichs alsbald auch das Judentum. Diese integrierten und etablierten sich schnell. Es folgte der „Bundeszentrale für politische Bildung“ (bpb) zufolge „eine Epoche des sozialen Aufstiegs und der weiteren Ausdifferenzierung jüdischer Lebenswelten.“ Zwei Drittel der jüdischen Bevölkerung gehörten laut bpb „ab dem Kaiserreich zum vor allem städtischen Bürgertum“. Auch unter den Gastwirten und Hoteliers gab es Juden. Bereits 1840 wurde in Norderney die erste koschere Küche eröffnet, 1878 die Synagoge eingeweiht, 1910 nahm der Unabhängige Orden B`nai B`rith ein Kindererholungsheim in Betrieb und die Insel zeichnete sich dem Historiker Frank Bajohr zufolge „durch ein flächendeckendes Angebot ritueller Speisehäuser einschließlich einer koscheren Metzgerei“ aus.
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