Attentat auf Donald Trump galt uns allen

© BRENDAN SMIALOWSKI/AFP
„Donald Trump hat den letzten Bus leider verpasst“, ätzte „El Hotzo“ auf Twitter und fügte noch hinzu: „Ich finde es absolut fantastisch, wenn Faschisten sterben“. „El Hotzo“, bürgerlich Sebastian Hotz, ist nicht irgendein Twitter Nutzer, sondern arbeitete beim ZDF hinter den Kulissen für Jan Böhmermann. Dessen verbale Ausfälle füllen ebenfalls den beliebten Nachrichtendienst, da haben sich offenbar zwei Kinder gleichen Geistes gefunden. Mittlerweile musste Sebastian Hotz nach massiven Protesten seinen Hut nehmen. Zwar hatte er seinen Tweet alsbald gelöscht, sich jedoch nicht entschuldigt, sondern mit einer neuen Provokation nachgelegt. Weder er selbst noch seine Fans konnten die Entscheidung des Senders begreifen, denn eins ist in Deutschland sonst eine feste Medienregel: Wenn Gesellschaftskritik von „rechts“ kommt, dann fällt das grundsätzlich unter „Hass und Hetze“. Polemik und sogar Todeswünsche von „links“ hingegen werden als Satire abgetan.
Neben einheimischen Politikern jenseits von Linken, Grünen und der SPD, trifft und traf das vor allem auch immer wieder Donald Trump. Ein möglicher Wahlsieg des glücklicherweise durch das Attentat nur leicht verletzten Trump wird bereits jetzt in den düstersten Farben geschildert und dient als Vorlage und Rechtfertigung für manche folgenschwere Entscheidung der Europapolitik. Auch wenn es um die atomare Aufrüstung der EU geht.
Subtile Relativierung
In den deutschen Medien wurde dann auch zunächst eher unaufgeregt über den Anschlag auf den Ex-Präsidenten berichtet, so als sei er rein zufällig „nach einem Knall“ zu Boden gegangen. „Alles nicht so wild“, schien man uns damit sagen zu wollen. „Gehen Sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen“. So als gehörten politische Attentate bereits zur Normalität – vor allem, wenn die Zielperson auf der Beliebtheitsskala der Linken sehr weit unten steht. Die offiziellen Medien geben sich dann zwar nicht die Blöße, in lauten Jubel auszubrechen, aber die Botschaft kommt beim Publikum an und wird von den El Hotzos in „antifaschistischen“ Klartext übersetzt: „Da hat es schon den Richtigen getroffen, aber leider hat der Attentäter nicht gut genug gezielt“. Nach dem ersten Schock nimmt es Trumps Anhängerschaft mit Humor. Erste T-Shirts mit dem jetzt schon ikonischen Foto, bei dem er nach dem Schuss die Faust hochreckt, sind im Online-Handel erhältlich, darübersteht „Nice Try“ - netter Versuch, aber so schnell lässt sich ein Trump nicht einschüchtern. „Instrumentalisierung“ nennen das auch in Deutschland seine Gegner und insinuieren damit, das Attentat sei ihm willkommen gewesen.
Ein Feuerwehrmann im Publikum hatte weniger Glück und wurde tödlich von der für Trump gedachten Kugel getroffen, auch das interessierte die „El Hotzos“ nicht sonderlich. Auch wenn diese ihren politischen Gegnern permanent und lautstark „Menschenverachtung“ und „Nazi-Gesinnung“ vorwerfen. Zum Beispiel wenn ein deutscher Polizist Waffengewalt einsetzen muss, um einen Messerattentäter zu stoppen, der vollgepumpt mit Adrenalin auf nichtsahnende Menschen losgehen will. Tief im Gehirn dieser Linken gibt es einen Schalter, der in Windeseile von heller moralischer Empörung auf blanke Schadenfreude umschalten kann, wenn ein „Rechter“ zum Opfer wird. Man muss kein Psychologe sein, um zu erkennen, welches dieser beiden Gefühle das authentische ist. Die Empörung ist Theaterdonner, die Schadenfreude der wahre Wesenskern.
Auch wenn trotz erster Gerüchte der Täter nicht aus den Kreisen der US-amerikanischen Antifa stammte, hätte die Handschrift gepasst: Ein Einzeltäter führt aus, was sich die Gemeinschaft wünscht. Ein Mord jedoch wurde lange aus „Imagegründen“ vermieden, auch wenn zu befürchten steht, dass diese rote Linie bald überschritten wird. Wird dabei ein Unbeteiligter getötet, greift das Prinzip „Kontaktschuld“: Wer sich etwa bei einer Trump-Rede ein eigenes Bild des Politikers machen will, verliert sein Recht auf Unversehrtheit. Die Vorzensur der Linken ist ohne Widerspruch zu akzeptieren.
„Dealmaker“ Trump
Man muss Donald Trump nicht mögen, sein Auftreten erscheint vielen als das, was man im Ruhrgebiet „prollig“ nennen würde. Allerdings bewahrheitete sich keine der Schreckensprognosen, welche die deutschen Medien zu Beginn seiner Präsidentschaft verbreitet hatten. Schon gar nicht der Atomkrieg, den Trump mit seiner Impulsivität doch angeblich auslösen sollte. Stattdessen setzte er auf seine „Deals“, die in der deutschen Presse meist als unmoralisch verurteilt wurden. Als Geschäftsmann wusste er im Gegensatz zu im Elfenbeinturm sitzenden Ideologen, wann es nützlich sein kann, auch einmal mit grässlichen Machthabern zu sprechen. Nicht aus politischer Übereinstimmung, sondern um den ganz großen Knall zu verhindern. So gelang ihm sogar das Kunststück, ein wenig Ruhe in den Nahen Osten zu bringen. Der Hamas drehte er rigoros den Geldhahn zu und vermittelte stattdessen einen Friedensschluss zwischen Israel und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Auch das war für beide Seiten ein „guter Deal“, der freilich vorher als unerreichbar gegolten hatte. Ein weiterer Schritt wäre der bereits zu Trumps Amtszeit eingeleitete Friedensschluss mit Saudi-Arabien gewesen – den hintertrieb bekanntlich der Iran, durch seine Beteiligung am brutalen Hamas-Überfall auf Israel am 7. Oktober 2023.
Allerdings war Trumps Nachfolger Joe Biden rasch in den alten Trott zurückgefallen, wohl auch unter dem Druck der „jungen Progressiven“ in seinem Umfeld wie etwa Alexandria Ocasio-Cortez oder Rashida Laib. Diese saß jüngst bei Benyamin Netanyahus Besuch in den USA mit „Palästinenser“-Schal und Protestschild im Kongress. Zwar kennen auch Linke das Prinzip, zum Erreichen ihrer Ziele ethische Prinzipien außen vor zu lassen, allerdings ohne wie Trump eine „win-win“-Situation für beide Seiten zu schaffen. Bei ihnen darf nur eine Seite gewinnen, die eigene nämlich, der Gegner hingegen soll vernichtet zu Boden gehen. So ist es wohl zu erklären, dass zunächst Gerüchte die Runde machten, es hätte sich bei dem Attentäter um ein Mitglied der US-amerikanischen Antifa gehandelt, der einem unausgesprochenen Aufruf gefolgt wäre, den „dämonischen Trump“ aus dem Weg zu schaffen. Den genauen Hintergrund des Attentats kennen wir noch nicht, mit Erleichterung nahm die deutsche Presse jedoch zur Kenntnis, dass der sehr junge Täter einmal 15 Dollar von seinem Taschengeld an die Republikaner gespendet hatte! Aber auch er wusste wohl: Mit einem Mordanschlag auf einen dermaßen polarisierenden Politiker konnte er maximale Aufmerksamkeit erzielen.
Kein Mitleid für die „Falschen“
„Bestrafe einen, erziehe hunderte“ - diese maoistische Leitlinie hätte Grundmotiv der Hoffnungen von Trumps Gegnern sein können: Musste nicht jeder Besucher einer Trump-Rede jetzt Angst haben, ein ähnliches Schicksal zu erleiden, wie der Familienvater im Publikum, der sich vor seine Kinder geworfen hatte? Mitleid sucht man auch in Deutschland in solchen Situationen vergebens: Der Besucher einer Trump-Rede oder eines AfD-Bürgerdialogs wird schon deshalb verurteilt, weil er sich vor Ort befunden hat. Geht ein Sprengsatz vor dem Wahlkreisbüro eines „rechten“ Politikers in die Luft und es befinden sich Mietwohnungen darüber, so hätten die Bewohner eben beizeiten ausziehen sollen. Man sollte auch sein Auto nicht in einer Straße parken, in der ein solcher Politiker wohnt, selbst schuld, wenn es in Flammen aufgeht. Ob in den USA, Deutschland oder anderen Teilen der Welt: In den Augen totalitärer Ideologen ist nicht nur derjenige „schuldig“, der sich ihnen entgegenstellt. Neutralität gibt es nicht, man muss an ihrer Seite kämpfen und sei es nur durch Denunziantentum, sonst gilt man ihnen als Mittäter. Trumps Anhänger jedoch machten diesen Gedankengängen einen Strich durch die Rechnung: Der Abschreckungseffekt aus, die Menschen strömen weiterhin solidarisch zu seinen Auftritten. „Jetzt erst recht!“
Angesichts von so viel Zynismus und Brutalität im ideologischen Denken fragt man sich auch in Deutschland als normaler Bürger, warum ein solches System von Einschüchterung und Selbstjustiz noch immer als gangbare Alternative zu einer konservativen oder rechten Regierung gesehen wird. Für die derzeitige Innenministerin Nancy Faeser – die offen mit Linksextremisten sympathisiert – ist es selbstverständlich bequem, wenn sie sich nicht selbst die Hände schmutzig machen muss. Ihr bleibt selbst „nur“ die Möglichkeit, den „Feind“ über den Verfassungsschutz als Paria zu markieren. Da wird zwar lautstark der „Schutz der Demokratie“ ausgerufen, aber diese „Demokratie“ darf sich nur innerhalb eines kleinen, streng abgesteckten Bereiches entfalten. Hat Deutschland schon die Grenze zur linken Diktatur überschritten? Nominell natürlich nicht, auf dem Papier sind Pressefreiheit und die Unabhängigkeit der Justiz noch vorhanden. Aber die funktionieren eben wie gewünscht, so wie „El Hotzo“ Sebastian Hotz, auf ihre Kooperation kann man sich verlassen. Auch, oder gerade, wenn der politische Gegner erschossen werden soll.
Sehr geehrte Leser!
Die alte Website unserer Zeitung mit allen alten Abos finden Sie hier:
alte Website der Zeitung.
Und hier können Sie:
unsere Zeitung abonnieren,
die aktuelle oder alte Ausgaben bestellen
sowie eine Probeausgabe bekommen

in der Druck- oder Onlineform

Werbung