Lag BaOmer – Freude nach der Trauerzeit

Traditionell werden an Lag BaOmer Lagerfeuer entzündet. 
© MENAHEM KAHANA/AFP

Lag BaOmer, der 33. Tag von Omer, unterbricht die 49-tägige Trauerzeit zwischen Pessach und Schawuot. Dieser Feiertag dazwischen erinnert u.a. an den Bar-Kochba-Aufstand gegen die Römer und markiert das Ende einer Trauerzeit, in der Hochzeiten nicht abgehalten werden dürfen und Haare schneiden verboten ist, weil Juden in diesen besonderen Tagen bis heute der Katastrophen und Pogrome ihrer leidvollen Geschichte gedenken. (JR)

Von Rabbiner Igor Mendel Itkin

Der Zeitraum zwischen Pessach und Schawuot beträgt 50 Tage und wird Omerzeit genannt. Das Omer, hebräisch für Garbe, ist eine Opfergabe aus Gerste, die nach dem Pessachfest im Tempel dargebracht wurde. Erst nach der Darbringung des Omer durfte mit der Getreideernte begonnen werden. Außerdem gibt es ein biblisches Gebot, die Tage zwischen Pessach und Schawuot genau zu zählen (Lev. 23:15-16), was als Omerzählen bezeichnet wird. Die Omerzeit ist heute eine Zeit der Trauer: Heiraten, Haareschneiden und das Hören fröhlicher Musik sind verboten. Überraschenderweise endet diese Trauerzeit jedoch am Lag Ba-Omer, dem 33. Omertag, mit einem großen Fest, während das Omerzählen bis Schawuot fortgesetzt wird. Sowohl der Ursprung der Trauerzeit als auch ihr Ende am Lag Ba-Omer liegen im Dunkeln. Im Folgenden möchte ich einen Überblick über mögliche Gründe bieten.

 

Viele Erzählungen über den Ursprung

Weder in der Mischna noch im Talmud finden sich Hinweise auf eine Trauerzeit zwischen Pessach und Schawuot. Erst aus der Zeit der babylonischen Gaonim (10. Jh.) erfahren wir von dem Brauch, in dieser Zeit zu trauern und nicht zu heiraten. Als Begründung wird eine Talmudstelle angeführt, die vom Tod der Schüler des Rabbi Akiwa handelt. Nach dem Talmud (Jebamot 62b) hatte der berühmte Rabbi Akiwa (2. Jh.) 24.000 Schüler, die sich gegenseitig nicht respektierten und in der Zeit von Pessach bis Schawuot starben. Diese Begründung ist jedoch weder allgemein anerkannt, noch wird der Brauch als verbindlich bezeichnet. Darüber hinaus ist umstritten, ob die Erzählung vom Tod der Schüler eine historische Tatsache ist, oder ob es sich nicht vielmehr um eine homiletische, d.h. literarische Erfindung handelt. Andere sehen hinter dem Tod der Schüler den Tod von Soldaten im Aufstand gegen Kaiser Hadrian (135 n.), der von Bar-Kochba angeführt wurde, den R. Akiwa bis zu seinem Tod für den Messias hielt. Dieser Aufstand wurde mit katastrophalen Folgen niedergeschlagen und führte zum endgültigen Exil in der Diaspora.

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