Rekordsumme für einen atemberaubenden Fund: Alte Hebräische Bibel für 35 Millionen Euro versteigert

Der „Codex Sassoon“ gehört zu den ältesten erhaltenen Schriftstücken der Menschheit.© ANGELA WEISS AFP

Mehr als 1000 Jahre ist der „Codex Sassoon“ alt und hat bei einer Judaika-Auktion eine Rekordsumme von 35 Millionen Euro erzielt. Die Schrift ist eine Hebräische Bibel und laut dem Auktionshaus Sotheby’s das am teuersten versteigerte religiöse jüdische Stück der Geschichte. Käufer ist ein Unterstützungsverein des bekannten Hatefutsot Museums in Tel Aviv. Das Werk soll dem Museum nunmehr geschenkt werden. (JR)

Von Julian M. Plutz

Keine fünf Minuten dauerte die Versteigerung, die live im Internet übertragen wurde, bis die, laut Katalog älteste und fast vollständige, Hebräische Bibel „Codex Sassoon” versteigert wurde. Nicht nur die Geschwindigkeit, sondern auch die Summe scheint rekordverdächtig: Ganze 38 Millionen US-Dollar, das sind umgerechnet rund 35 Millionen Euro darf das „ANU Museum of the Jewish People” an das New Yorker Auktionshaus Sotheby's überweisen, denn das Diaspora Museum in Tel Aviv, das jetzt Beit Hatfutsot heißt, erhielt den Zuschlag. Ganze zwölf Kilogramm wiegt der 792 Seiten starke Codex, der hauptsächlich in Hebräisch verfasst ist. Allerdings enthält er auch Passagen in Altgriechisch und Aramäisch.

Für den Auktionator Benjamin Doller ist diese hebräische Bibel nicht nur eines der einflussreichsten Bücher der Menschheitsgeschichte, sondern auch das Fundament der westlichen Zivilisation. „Es ist ein einzigartiger Schatz”, sagte Doller bei der Versteigerung des Werkes. Die Handschrift setzt sich aus 24 Büchern des Alten Testamentes zusammen. Insgesamt fehlen zwölf Seiten.

 

Der Codex entstammt aus einem Privatbesitz

Zwischen 1947 und 1956 fand ein Team aus Beduinen und Archäologen in Höhlen bei Qumran, Westjordanland, rund 25.000 Fragmente von alten Schriftrollen. Nach einer Rekonstruktion konnten insgesamt 1000 Manuskripte daraus gewonnen werden. Ein Viertel davon sind die ältesten physischen Nachweise einer hebräischen Bibel. Bei dem Wort „Codex” handelt es sich um eine besondere Form eines Buches. Diese Technik wurde von den Römern entwickelt.

Davor gab es zwar bereits Schriftrollen, doch diese galten als viel zu teuer. Auch die Handhabung eines Buches, in dem man einfach nur weiterblättern muss, war viel einfacher, als eine Rolle weiter zu rollen. „Im Vergleich dazu gab es im Christentum von Anfang an Codices und nur sehr wenige Schriftrollen", so Adolfo Roitman, Kurator vom „Schrein des Buches” am Israel-Museum. So sei für Juden nicht nur die Sprache, sondern auch die Technik der Schriftrollen eine Heiligkeit. „Bis heute wird die Thora in Synagogen von Schriftrollen gelesen. Die Technik ist Teil des Gottesdienstes,” ergänzt Roitmann in einem Gespräch mit der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA).

Der Codex stammt aus einem Privatbesitz. Benannt wurde das Werk nach seinem ehemaligen Besitzer David Solomon Sassoon, der 1880 in Bombay geboren wurde. Sassoon galt als begeisterter Sammler hebräischer Bücher und Manuskripte. Für die Wissenschaft gilt seine Sammlung als besonders bedeutsam, da diese die Möglichkeit bietet, vierundzwanzig verschiedene liturgische Riten zu untersuchen, die von den verschiedenen jüdischen Gemeinden des 19. Jahrhunderts verwendet wurden.

 

Wichtiger Beitrag des jüdischen Volkes an die Welt

Bis zur Versteigerung des Sassoon-Codex war sein wohl wertvollster Erwerb die Farhi-Bibel in Aleppo. Dieser Kodex beinhaltet rund 360 Illustrationen, die zwischen 1366 und 1383 von Elisha Crescas in der Provence erstellt worden sein sollen. Weitere bedeutende Stücke sind der Damaskus Pentateuch, ein hebräischer Kodex aus dem 10. Jahrhundert, der aus dem fast vollständigen Pentateuch selbst besteht, sowie die fünf Bücher Mose.

Wie für den neuen Besitzer ist auch für Adolfo Roitman der Sassoon-Codex von unschätzbarem Wert. „Die hebräische Bibel ist der wichtigste Beitrag des jüdischen Volkes an die Welt. Mit der Übernahme durch das Christentum erhielt sie Universalität. Sie ist die gemeinsame Tradition von Milliarden von Menschen, ohne dass die Kulturen, Sprachen und Kunst unverständlich bleiben. Sie hat die Welt geformt. Deshalb ist alles, was mit der Bibel zu tun hat, eine wichtige Nachricht für alle.” Es wird ihn trösten, dass der Codex zwar nicht in seinem Museum ausgestellt, wohl aber für sehr lange Zeit in Israel zu sehen sein wird.

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