Als Mickey Mouse nach Israel kam

Ich war überrascht, als ich vor kurzem einige alte Micky-Maus-Hefte entdeckte: Sie waren auf Hebräisch.

Von Aviel Schneider (Israel Heute)

1928 schuf Walt Disney in den Vereinigten Staaten die wohl bekannteste Comicfigur der Welt. Eine clevere Maus, die durch und durch menschliche Züge hat. 19 Jahre später kam Mickey Mouse auch nach Israel.

Wie so viele jüdische Einwanderer erschien auch die Mickymaus noch unter britischem Mandat in Eretz Israel, nämlich 1947. Ohne sich um eine Lizenz zu kümmern, druckte der israelische Schriftsteller und Journalist Yehoshua Tan Pai – 1934 aus Moldawien eingewandert – in Tel Aviv die erste Nummer. Das bunte Heft war etwa so groß wie ein Din-A4-Blatt und erschien fortan alle zwei Wochen in hebräischer Sprache.

Auf der Titelseite ist eine Kurzgeschichte mit Mickey, Goofy und einem Esel abgedruckt. Und auf Seite zwei beginnt das erste Micky-Mouse-Heft mit einer Geschichte aus der Bibel, dem Abenteuer von Omer und Gomer. Ein Junge und ein Mädchen lassen sich im Boot von einer Schildkröte im Alexander-Fluss bei Netanya ziehen. Unterwegs lesen sie in der Bibel vom Propheten Elia auf dem Karmel, wie er 12 Steine nahm und den Altar Gottes wiedererrichtete. Auf einmal sehen die Beiden in der Nähe ihres Bootes zwölf Steine, die sie für die Steine des Propheten halten. Ein Feuer bricht aus, und sie verwechseln es mit dem Feuer des Altars in der biblischen Geschichte. Dann heißt es: Fortsetzung im nächsten Heft. Israels erstes Walt-Disney-Heft beginnt also mit einer biblischen Geschichte.

Ich bin zufällig auf die hebräischen Mickey-Mouse-Hefte gestoßen, und obwohl ich schon immer Liebhaber von Comics war – woran unser Vater schuld ist – hatte ich davon zuvor nie gehört. Die hebräischen Comics sind ein Mix aus Walt Disney, biblischen Geschichten, jüdischer Tradition und originellen Comicgeschichten, die die Kinder im jungen Land ermutigen.

Auf den nächsten zwei Seiten erscheinen wieder Klassiker, diesmal Minnie Mouse und Pinocchio, mit hebräischem Text in den Sprechblasen. Auf Seite 6 folgt ein origineller Krimi für Kinder mit David, dem jüdischen Detektiv aus Eretz Israel. Die spannende Story spielt in der alten Hafenstadt Jaffa und in der jüdischen Neustadt Tel Aviv. Zum Abschluss wird auf der Rückseite die hebräische Version von Donald Duck vorgestellt. In Zion heißt er Danny Avasani, Danny, die Ente.

Im zweiten Mickey-Mouse-Heft, das bereits zwölf Seiten zählte, wird auf der Titelseite das Chanukka-Fest gefeiert. Mit Fackeln und zwei Plakaten in den Händen marschieren jüdische Kinder im Land. Auf dem einen Plakat steht der hebräische Satz aus der jüdischen Tradition zu Chanukka: „Ein großes Wunder geschah hier“. Auf dem anderen Plakat bezieht sich derselbe Satz auf die Zukunft und lautet: „Ein großes Wunder wird hier geschehen“. Damit ist der Aufbau des jüdischen Staates gemeint.

 

Anarchischer Umgang mit dem Urheberrecht

Das achte Mickey-Mouse-Heft hat besonderen Sammlerwert, weil es zu Pessach erschien und auf der Titelseite Mose zeigt. Er liegt in seinem Körbchen zwischen Schilfgras-Stängeln. Auch Miriam im Versteck und Pharaos Tochter sind gezeichnet. Im Innenteil wird aus der Pessach-Haggada kindgerecht zitiert und in einfacher Sprache das Pessachfest zur Zeit des Tempels beschrieben. Kinder schrieben Leserbriefe, und sie konnten an einem Preisausschreiben teilnehmen, wenn sie ihr Heft in einer Palas-Filiale in einer Stadt oder auch im Moschaw zum Abstempeln vorlegten. Das Jahresabo (26 Ausgaben) kostete eine Lira Eretz Israeli, die in 1000 Mills unterteilt war. Obwohl die Walt-Disney-Comics ohne Erlaubnis von Walt Disney abgedruckt wurden, steht trotzdem am Schluss „Alle Rechte vorbehalten“.

Gedruckt wurden die Kinderhefte in Tel Aviv, darauf stand: Printed in Palestine. Bis 1948 galt alles ohne Ausnahme als Produkt Palästinas, auch die Einwohner.

Auf der Rückseite spielen Mickey, Minni und Goofy mit Luftballons und singen allen Kindern Israels zu: „Unseren Lesern, allen Kindern Israels, singt, tanzt und singt, denn die Hebräer feiern Pessach. Seid gesegnet, seid gesegnet, seid lieb und seid fröhlich ... bis in Ewigkeit.“

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