Daf Yomi – Stellen aus dem Talmud: Jahresrückblick

© WIKIPEDIA, ROY LINDEMAN

1923 hat Rabbi Meir Shapira aus Lublin die Initiative „Daf Yomi“ angeregt. Heute befinden wir uns im 14. Zyklus. Als Teil davon können Juden überall auf der Welt dasselbe Blatt aus dem Talmud lernen. Der Beitrag stellt eine Fortsetzung der in der Jüdischen Rundschau im Januar 2022 begonnenen jüdischen Lern-Initiative dar. (JR)

Von Patrick Casiano

Die Kolumne „Daf Yomi“ wurde auf mein Anraten hin im Januar 2022 begonnen. Nach Verlauf eines Jahres möchte ich die Gelegenheit nutzen, um etwas Generelles zum Format und den Zielen der Kolumne zu sagen und einen zusammenfassenden Rückblick auf die elf Artikel dieses Jahres zu präsentieren.

„Die Initiative ‚Daf Yomi‘ geht zurück auf Rabbi Meir Shapira aus Lublin. Dieser schlug 1923 die Festlegung eines Lernzyklus vor, in dem man jeden Tag ein Blatt (zwei Seiten) des babylonischen Talmuds lernt und diesen somit in siebeneinhalb Jahren einmal komplett durchgelernt hat, bevor man zwecks Wiederholung wieder von vorne beginnt. Die Beschränkung auf nur ein Blatt bedeutet, dass sich diese Initiative nicht an Berufsrabbiner richtet, sondern an durchschnittliche Juden. Und die Etablierung eines festen Zyklus führt dazu, dass jeder Jude überall auf der Welt als Teil einer Gemeinschaft dasselbe Blatt lernt. Heute befinden wir uns im 14. Zyklus und die Jüdische Rundschau stellt etwas vom Inhalt des Talmuds dar, der in die Tage der jeweiligen Ausgabe fällt.“ (zitiert aus der Januar-Ausgabe)

Die Artikel sind normalerweise in der Länge einer Zeitungsseite. Soweit es das Thema zulässt, wird zunächst der Hintergrund in den klassischen jüd. Quellen beleuchtet. In der zweiten Hälfte des Artikels wird dann aufgezeigt, wie das Gesagte für unser heutiges Leben relevant ist.

Die Beiträge sind keine klassischen Zeitungsartikel, in denen es um Tagesaktualität geht und die nach der Lektüre einfach weggeworfen werden. Vielmehr sollen sie gesammelt, nochmals gelernt und auch mit anderen diskutiert werden! Die alten Artikel können Sie auf der Website (www.juedischerundschau.de) finden, wenn Sie nach „Daf Yomi“ oder meinem Namen suchen.

 

Januar – Der „Minjan“ und die Frage, wo Juden in Deutschland wohnen sollten

Ein „Minjan“ ist ein Quorom von zehn erwachsenen, jüd. Männern – eine Mindestanzahl, ohne die gewisse Gebote nicht ausgeführt werden können. Wie „zum Beispiel die laute Wiederholung des Hauptgebets (‚Schoma Esre‘ oder ‚Amida‘) durch einen Vorbeter nachdem bereits jeder Einzelne für sich leise gebetet hat. […] das Vorlesen aus der Tora-Rolle“ und weitere. Im Artikel wird dargelegt, wie das Erfordernis eines „Minjan“ aus der Bibel abgeleitet wird und dadurch wird ein Einblick in die Systematik des rabbinischen Denkens vermittelt.

In der zweiten Hälfte des Artikels geht es darum, dass Juden auch aus anderen Gründen nicht für sich alleine (ohne andere Juden) leben können, sondern nur in Gemeinden einer gewissen Mindestgröße mit einer „jüd. Infrastruktur“ (Mikwe, koscheres Essen, jüd. Bildung für Kinder und Erwachsene, und weiteres). „Daher ist es verwunderlich, oder sogar traurig, zu sehen, dass manche Juden in Deutschland in Kleinstädten oder abgelegenen Dörfern leben, vollkommen abgeschnitten von anderen Juden.“ Der Artikel lässt Angaben zur Bevölkerungsverteilung von Juden in Deutschland folgen und endet mit dem Aufruf, in die größten Städte zu ziehen, „um ein besseres jüdisches Leben in handlungsfähigen jüdischen Gemeinden mit einer funktionierenden jüdischen Infrastruktur zu ermöglichen“.

 

Februar – Das „Hakhel“-Gebot

(Aus Platzgründen hier nicht zusammengefasst)

 

März – Hillel und Schammai

Berühmt sind die vielen religionsgesetzlichen Meinungsverschiedenheiten, welche die beiden Gelehrten Hillel und Schammai hatten („obwohl sie untereinander Liebe und Freundschaft pflegten“). Diese Meinungsverschiedenheiten stellen uns vor ein Problem, denn „[i]m Falle des Gesetzes müssen die verschiedenen Ansichten natürlich zu Regelungen vereinheitlicht werden, die für alle verbindlich sind. […] Es stellt sich also die Frage, wie solche Entscheidungen zwischen zwei Meinungen getroffen werden. […] ‚Wir folgen der Mehrheit in Situationen, in denen beide Seiten gleichwertig sind, aber im vorliegenden Fall sind die Anhänger Schammais scharfsinniger.‘ […] dafür, dass sich Schammais Meinung letzten Endes trotzdem nicht durchgesetzt hat, gibt es andere Gründe […] Aber jedenfalls ist der Gedanke eine stupide, bloß zahlenbasierte Mehrheitsentscheidung durch ein qualitatives Element anzureichern sehr anziehend. […] Es entscheidet also die Mehrheit, aber nur die Mehrheit der qualifizierten Personen.“ Dieser letzte Punkt wird im Artikel auch mit Wahlen in unserem heutigen politischen System in Verbindung gebracht. Letzten Endes fragt der Artikel noch, was die Grenzen einer legitimen jüd. Meinungspluralität sind und wann eine Meinung den jüd. Rahmen verlässt.

 

April – Der Übertritt zum Judentum und die sieben Gebote von Noah

Der Artikel eröffnet mit einem Talmud-Zitat darüber, wie man mit einer Person umgehen soll, die übertreten will. Weiter geht es mit dem ambivalenten Verhältnis des Judentums zu Konvertiten. In biblischen Zeiten war das Judentum dafür eher offen aber im Laufe der Jahrhunderte wurde die Haltung aufgrund negativer Erfahrungen immer verschlossener. Der nächste Punkt des Artikels ist die Frage, was als legitimer Grund für eine Konversion angesehen werden kann und was nicht. Vor allem wird aufgezeigt, wie die Konversion zum Zwecke der Heirat einen Widerspruch in sich birgt und was für Konsequenzen sie haben kann, an die niemand denkt.

Ein Grund für die Skepsis gegenüber Konvertiten ist auch, dass das Judentum sich nur an das Volk Israel richtet und nicht etwa an die gesamte Menschheit. Aber wie sollte man die restliche Menschheit von der göttlichen Botschaft ausschließen? Tatsächlich geschieht das nicht, denn auch für Nicht-Juden gibt es eine göttliche Botschaft, aber diese ist eine andere als die Botschaft an Juden. Es ist „interessant, sich anzusehen, was das Judentum über die Erfordernisse eines moralischen, gottgefälligen Lebens von Nicht-Juden zu sagen hat, welches zum Leben in der kommenden Welt führt. Die Antwort darauf findet sich in den sieben Geboten von Noah.“

Nachdem die Menschheit verdorben wurde und Gott durch die Sintflut alle Menschen mit Ausnahme der Familie von Noah umkommen ließ, schloss Gott einen Bund mit Noah. Dies geschah chronologisch noch bevor sich das Volk Israel herausbildete und daher richten sich diese Gesetze an die gesamte Menschheit. Die sieben Gebote werden im Artikel aufgezählt. „Diese Gesetze mögen sehr minimalistisch klingen, aber natürlich gibt es Verästelungen und verschiedene Themen und Fälle subsumieren sich unter diese Überkategorien.“ Menschen, die sich mit dem Gedanken tragen, zum Judentum zu konvertieren, sollten sich zunächst mit den sieben Geboten Noahs vertraut machen.

 

Mai – Der Tod der Schüler Rabbi Akiba’s während Sefirat ha-Omer

Der Zeitabschnitt zwischen den Feiertagen Pessach und Schawu’ot wird als „Sefirat ha-Omer“ bezeichnet und ist u.a. durch die darin gehaltenen Trauerbräuche gekennzeichnet. Der Trauer liegt der Tod von den 12.000 Schüler-Paaren von Rabbi Akiba in eben diesem Zeitabschnitt zu Grunde. Der erste Teil des Artikels redet über den Grund ihres Todes. Der zweite Teil erklärt den Begriff des „Schüler-Paares“:

„[…] dass 24.000 Schüler mit ‚zwölf Tausend Schüler-Paaren‘ gemeint sind. Es geht hierbei um das Konzept von „Chewruta“, d.h. die seit früher Zeit übliche Praxis, dass beim Unterricht in Jeschiwot (Religionsakademien) jeweils zwei Schüler miteinander gepaart werden und einen großen Teil ihrer Studien im Zweierteam absolvieren. Wenn vier Augen mehr sehen als zwei, dann verstehen zwei Gehirne auch mehr als eins. Die komplizierten Texte sollen miteinander diskutiert werden und jeder hat die Möglichkeit sein Gegenüber von dem eigenen Verständnis des Textes zu überzeugen.“

Dieses Konzept ist auch heute noch zentral für das klassische Lernen der Tora. „Es gibt verschiedene Programme, die Interviews mit Interessenten durchführen und dann geeignete Lernpartner (auch zum Lernen übers Telefon oder Internet) zusammenführen. Neben der klassischen Chewruta von zwei Lernpartnern auf etwa dem gleichen Stand, gibt es auch Fortgeschrittene, die in freiwilligem Rahmen Anfänger an die Hand nehmen und ihnen beim Verständnis jüdischer Konzepte und Quelltexte helfen. Für englischsprachige Personen gibt es verschiedene solcher Programme. Verbunden mit der Chabad-Bewegung gibt es z.B. das Jewish Learning Network (www.jnet.org). Darüber hinaus sollte man sich auch noch (www.torahmates.org) und (www.partnersintorah.org) ansehen.“

 

Juni – „Schabbes-Goi“

Die Talmudstelle, die diesem Artikel zugrunde liegt, „erwähnt eine Situation, in der ein Nicht-Jude am Schabbat für einen Juden eine Handlung ausführt, die dem Juden aufgrund der Schabbat-Gebote untersagt ist. Ein Konzept, das im jüdischen Volksmund als ‚Schabbes-Goi‘ bekannt ist und einige Fragen aufwerfen kann.“ Der Artikel beginnt damit, zu erklären was das Wort „Goi“ bedeutet und dass es entgegen der allgemein verbreiteten Ansicht, kein negatives Wort ist. Weiter geht es mit der Erklärung, warum hier weder ein Widerspruch noch Heuchlerei vorliegt.

„Man mag sich fragen, was für einen Sinn das Ganze hat. Wenn ich annehme, dass Gott am Schabbat eine gewisse Handlung untersagt hat, warum soll ich dann jemand anderen zu dieser Handlung ermutigen, Gottes Unmut auf ihn umleiten und annehmen, für mich hätte das alles keinerlei Konsequenzen? Die Antwort hierauf liegt in der Tatsache, dass laut jüdischem Glauben die vielen jüdischen Gebote nur für Juden verpflichtend sind und die restliche Menschheit von den meisten Geboten freigestellt ist. Ein und dieselbe Handlung kann somit für den einen erlaubt und für den anderen verboten sein, wobei das Judentum sozusagen gegen sich selbst diskriminiert und den Anderen mehr Freiheiten lässt als sich selbst.“

Der Artikel vermittelt einige Grundlagen darüber, wie man einen Schabbes-Goi zu Hilfe ziehen darf.

 

Juli – Ketubot (jüd. Eheverträge)

(Aus Platzgründen hier nicht zusammengefasst)

 

August – Das Freikaufen von Gefangenen

„Entführungen und Menschenhandel waren […] [damals] häufige Vorkommnisse. Und dass sich jüdische Quellen damit befassen, zeigt wie umfangreich das jüdische Gesetz ist und dass es alle Lebensbereiche abdeckt. […] bekannten Satz: ‚Man kauft keine Gefangenen frei für mehr als ihren Wert. Um der Ordnung der Welt willen.‘ Man wird sich sicherlich fragen, was der ‚Wert‘ eines Gefangenen ist – um so mehr noch, da es deutlich ist, dass es sich hier tatsächlich um einen finanziellen Wert handelt. Wenn jüdische Gefangene von ihren Verwandten oder der jüdischen Gemeinde nicht freigekauft wurden, dann hat man sie am Sklavenmarkt verkauft. Ihr Preis richtete sich dann nach Geschlecht, Alter, Gesundheitszustand usw. Der Preis einer Person am Sklavenmarkt wurde somit als Richtlinie für den Preis angesehen, für den man sie auch freikauft. Unsere Weisen hatten das Bedenken, dass wenn Juden generell zum Freikauf anderer Juden mehr zu zahlen bereit sind als diesen Standard und auch mehr als Angehörige anderer Völker zum Freikauf ihrer Verwandten zahlen, dann wird das ein gefährlicher Präzedenzfall sein und Juden werden vermehrt entführt werden. Es steht hier also ein nationales Interesse einem individuellen gegenüber und ein rationales konkurriert mit einem emotionalen. Denn wie sollte man z.B. von Eltern erwarten, nicht jede Forderung der Entführer zu erfüllen, nur um ihr entführtes Kind wieder in die Arme schließen zu können. Aber das Wohl des Kollektivs erfordert eine solche Beschränkung. […]

Leider folgt der Staat Israel nicht den Weisungen der jüdischen Gelehrten und so kommt es, dass Gefangenenaustausche zwischen Israel und seinen Feinden immer unverhältnismäßig zum Nachteil der israelischen Seite ausfallen und Israel sich ausnutzen lässt. […] Einen traurigen Höhepunkt erreichte dies im Jahr 2011 als Israel 1.027 Gefangene – darunter auch verurteilte Mörder – für einen einzigen israelischen Soldaten freigelassen hat, der im Gaza-Streifen gefangen war. […] war es doch absolut vorhersehbar, dass die freigelassenen Terroristen erneut jüdisches Blut vergießen werden […] die Entführung und anschließende Ermordung von drei jüdischen Jugendlichen im Juni 2014. […]

Neben den klassischen Formen der Gefangenschaft, die einer Person aufgezwungen werden, gibt es heutzutage in Israel auch eine solche, in die ihre Opfer hineinverführt werden. Die Rede ist von Beziehungen zwischen jüdischen Frauen und muslimischen Männern. […] nach den ersten Monaten […] folgt dann häufig die Realität […] unvorstellbare körperliche und seelische Gewalt, […] Häufig finden solche Frauen auch den Tod. […] Es gibt in Israel Organisationen, die versuchen, diesen Frauen zu helfen. Zu denken ist dabei vor allem an die wohletablierte Organisation ‚Yad l'Achim‘ (www.yadlachim.org) und an die neuere Organisation ‚Lehava‘ (www.lehava-us.com). […] versuchen dann die betreffende Frau über die Gefahren aufzuklären. Und falls sie bereits in die Falle getappt und nun in irgendeinem arabischen Dorf weggeschlossen ist und die israelischen staatlichen Behörden […] nicht eingreifen wollen, dann organisieren solche Organisation auch Rettungsaktionen.“

 

September – Rabbi Akiva und seine Frau

(Aus Platzgründen hier nicht zusammengefasst)

Oktober – Sterbehilfe

Der Artikel eröffnet mit der Übersetzung des Berichts über den Tod von Rabbi Jehuda ha-Nasi im Talmud:

„Am Tag als Jehuda ha-Nasi starb, verhängten die Rabbiner einen Fasttag und sie baten [Gott] um Gnade [für ihn, so dass er am Leben bleibe] … seine Hausangestellte stieg aufs Dach hinauf und sagte: ‚Die oberen Sphären wollen ihn [haben] und die unteren Sphären [d.h. die Menschen] wollen ihn [haben]. Möge es der Wille [Gottes] sein, dass sich die unteren gegen die oberen durchsetzen.‘ Als sie [aber] sah, … wie sehr er litt, sagte sie: ‚Möge es der Wille [Gottes] sein, dass sich die oberen gegen die unteren durchsetzen.‘ Die Rabbiner hörten keine Sekunde auf, um Gnade zu bitten. Die Hausangestellte nahm ein Gefäß und warf es vom Dach auf die Erde. [Die Rabbiner] waren [vor Schreck] [eine Sekunde lang] still und baten nicht um Gnade. Da starb Rabbi Jehuda ha-Nasi.“

Die Tat der Hausangestellten wird in den rabbinischen Quellen positiv interpretiert. Vor diesem Hintergrund geht der Artikel zum Thema der Sterbehilfe über – der aktiven und der passiven.

„Die jüdische Position gegenüber der aktiven Sterbehilfe ist eindeutig. Sie ist verboten und kommt in jeder Hinsicht dem Mord gleich! Selbst wenn der Patient im vollen Besitz seiner geistigen Kräfte den Arzt darum bittet. Diese Position ergibt sich aus einigen simplen theologischen Grundsätzen. Unter anderem aus den folgenden: […] Die Position des Judentums gegenüber der passiven Sterbehilfe ist hingegen nicht so eindeutig wie die gegenüber der aktiven. So ist die anfangs zitierte Talmudstelle zum Beispiel ein Fall von gutgeheißener passiver Sterbehilfe. Solange die Rabbiner beteten, konnte die Seele von Rabbi Jehuda Ha-Nasi seinen Körper nicht verlassen und die Hausangestellte hat diese Maschine sozusagen abgestellt. Dennoch sollte man auch hier sehr vorsichtig sein. Je nach der jeweiligen medizinischen Situation, gibt es Behandlungen, die man einem Patienten vorenthalten darf mit dem Ziel sein Ableben zu ermöglichen und andere, die man verpflichtet ist durchzuführen. […] Bei Fragen der passiven Sterbehilfe sollte – da der Tod nicht umkehrbar ist – der Patient immer am Leben gehalten werden, bis man den Fall mit einem orthodoxen Rabbiner besprochen hat. Wobei zu erwarten ist, dass sich der Rabbiner mit einer Organisation wie der folgenden besprechen wird:“

Die Abteilung „Keduschat ha-Chayim“ des Puah Instituts in Israel (www.puah.org.il).

Die in New York basierte Organisation „Chayim Aruchim“ (www.chayimaruchim.com).

(Im damaligen Artikel im Oktober fehlte noch die Angabe der Abteilung „Ad 120“ der israelischen Organisation „Tzohar“ (https://ad120.tzohar.org.il/en/about)). Alle drei Organisation beschäftigen sich mit jüd. Recht und medizinischen Fragen am Lebensende und alle unterhalten 24-Stunden Hotlines für die Öffentlichkeit.

 

November – Beschneidung

In dem Text der Talmudstelle, der dem Artikel zugrunde liegt, „finden sich mehrere Aussagen zu dem hohen Wert des Gebotes der Beschneidung“. Der Artikel beschäftigt sich jedoch mehr mit der modernen Beschneidungsdebatte in Deutschland.

„Vor einigen Jahren wurde in Deutschland über ein Beschneidungsverbot für Minderjährige diskutiert. Zu einem solchen Gesetz ist es glücklicherweise nicht gekommen, jedoch zeigt es, auf wie wackeligen Füßen das jüdische Leben in Deutschland steht. Ein solches Gesetz einer zukünftigen Regierung würde der jüdischen Existenz in Deutschland den Boden unter den Füßen wegziehen. […] In der Debatte wurde die Beschneidung häufig als jüdischer ‚Brauch‘ bezeichnet. Aber das ist irreführend. Es ist kein bloßer Brauch, sondern ein verpflichtendes Gesetz und die Unterlassung der Beschneidung ist somit aus jüdischer Sicht eine Straftat. Jüdische Eltern müssen ihre Kinder beschneiden lassen.“

Der Artikel bringt ein Beispiel aus anderen Ländern dafür, dass es für eine Demokratie kein Problem sein muss, eine Bevölkerungsgruppe beim Vorliegen eines legitimen Grundes in einem Aspekt von einem Gesetz auszunehmen und schreibt, dass es wünschenswert wäre, dass „der deutsche Staat anerkennt, dass es interne jüdische Belange gibt, in die er sich nicht einmischen soll.“

Der Artikel setzt mit dem Unterschied zwischen einer rein medizinischen und einer jüd. Beschneidung fort und damit, was nun ein Mann machen soll, der bereits rein medizinisch beschnitten wurde. Auch die Möglichkeit einer jüd. Beschneidung in einer Arztpraxis und mit Narkose wird angesprochen. All dies geschieht auch im Hinblick auf erwachsene Juden, deren Eltern es versäumt haben, sie rechtzeitig zu beschneiden und die diesen Schritt nun selbst nachholen wollen. Als letzter medizinischer Punkt werden gesundheitliche Vorteile genannt, die eine Beschneidung mit sich bringt, wie z.B. die Reduzierung des Risikos sich mit einer sexuell übertragbaren Krankheit anzustecken.

 

Artikel von Patrick Casiano

www.intellectual-services.com

Rabbiner Meir Shapira, 1887-1933© WIKIPEDIA

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