Was ist Heimat? Nancy Faeser weiß es ganz genau

Innenministerin Nancy Faeser will den Heimatbegriff unserer freiheitlich-demokratischen Bundesrepublik „positiv umdeuten“. Vermeintlich offen und vielfältig soll er sein. Mit dem Hissen der Regenbogenflagge vor dem Innenministerium hat Frau Faeser mit der Umerziehung der bundesrepublikanischen Gesellschaft angefangen. Jetzt muss das Volk nur noch lernen, seine freiheitlich-demokratische und säkulare Nachkriegsrepublik mit Millionen vorwiegend muslimischer und Rechtsstaat-averser Migranten zu teilen. (JR)

Innenministerin Nancy Faeser hadert mit dem traditionellen Heimatbegriff© Tobias SCHWARZ / POOL / AFP

Von Jaffa Lyn

„Leider ist die Heimat zur Fremde dir geworden“ (Schiller, Tell 2,1).

 

Ob dies wohl auch für unsere Innenministerin Nancy Faeser zutrifft, als sie folgenden politischen Aufruf am 17. Mai 2022 twitterte?

„Wir müssen den Begriff Heimat positiv umdeuten und so definieren, dass er offen und vielfältig ist. Und, dass er ausdrückt, dass Menschen selbst entscheiden können, wie sie leben, glauben und lieben wollen. Das wäre ein Gewinn für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.“

Denn wenn man Frau Faeser beim Wort nimmt, dann bedeutet ihre Aussage ja, dass Heimat bisher ein negativer, einengender und trennender Begriff ist und dass er Menschen daran hindert, eigene Entscheidungen im Hinblick auf ihr Leben, ihre Gefühle und ihren Glauben zu treffen.

Stimmt das?

Um eine Antwort zu finden, muss man auf zwei Ebenen fragen:

1. Was bedeutet das Wort Heimat semiotisch?

2. Was empfinden die Menschen beim Begriff Heimat?

Also fangen wir dort an, wo man immer anfängt, wenn man etwas wissen will, nämlich beim Lexikon, in diesem Fall Grimm’s Wörterbuch.

Hier lesen wir unter dem Stichwort „Heimat“:

1) „heimat, das land oder auch nun der landstrich, in dem man geboren ist oder bleibenden Aufenthalt hat: der got des himels, der mich von meines vaters hause genomen hat, und von meiner heimat. 1 Mos. 24,7“ …

2) „heimat, der geburtsort oder ständige wohnort“ …

3) „selbst das elterliche haus und besitzthum heiszt so, in Baiern“…

4a) „dem christen ist der himmel die heimat, im gegensatz zur erde, auf der er als gast oder fremdling weilt."

Zur zweiten Frage, was Menschen beim Begriff „Heimat“ empfinden, ziehen wir eine relativ aktuelle Statistik zu Rate, nämlich die repräsentative Vermächtnisstudie der „ZEIT“ vom Sommer 2018:

Wenn man sich diese Statistik anschaut, sieht man, dass die Unterschiede beim Heimatempfinden zwischen Menschen mit und ohne Migrationshintergrund nicht so gewaltig sind, wie allgemein behauptet. Menschen mit Migrationshintergrund zeigen sich im Bezug auf den Begriff Heimat etwas mehr gefühlsorientiert und auffällig stark an ihre Religion gebunden.

Die negative Aufladung des Heimatbegriffs ist, wie obige Statistik besagt, bei den meisten Menschen selbst nicht zu finden. Eher ist die negative Sicht von außen aufgesetzt, z. B. wenn Frau Ferda Ataman behauptet, in Deutschland werde der Begriff Heimat dazu benutzt, sich von anderen abzugrenzen und obendrein noch den Heimatbegriff mit der faschistischen Blut- und Bodenvorstellung verknüpft. Ein solches Verständnis von Heimat wird der Mehrheitsgesellschaft in Deutschland, abgesehen von tatsächlichen Nazis, von außen aufoktroyiert.

Sicher, es gibt sie, die Heimatlosen. Die, die sich nirgendwo heimisch fühlen, die entwurzelt sind. Aber auch dies sollte nicht die vordringliche Aufgabe des Innenministeriums sein, den Therapeuten zu spielen, um den Heimatbegriff nach dem politischen Gusto der SPD kollektiv festzulegen.

Im Übrigen kann man eine scheinbare Schattenseite von Heimatlosigkeit auch positiv sehen. Synonyme mit positiver Konnotation sind zum Beispiel: Weltbürgertum oder Offenheit.

Bisher, so dachten viele Bürger des Landes, der Statistik nach auch Menschen mit Migrationshintergrund, sie haben für sich (sic!) ein positives Heimatgefühl. Wie für Gefühlsmäßiges üblich, mit leichten Schwankungen, je nach persönlicher Situation. Aber selten so, dass es einer grundsätzlichen Korrektur bedarf. Und dann ist es schon die Frage, ob die Politiker dafür zuständig sind. Eher dächte man an Freunde, Philosophen, Rabbiner, Theologen, und im Notfall geht man beherzt zum Therapeuten.

Heimat ist facettenreich, Heimat ist individuell. Zumeist hängt das, was das Individuum als Heimat empfindet, mit emotionalen Erfahrungen, vor allem in der Kindheit gemachten Urerfahrungen, zusammen. Es ist ein Ort der Geborgenheit. Es verbindet meist räumliche und soziale Sicherheit. Dort, wo wir gute Erinnerungen haben, das erste Verlieben, der erste Tanz, der erste Kuss. Menschen besetzen Orte mit ihren Geschichten und Gefühlen. Gerüche, Speisen, auch Melodien, religiöse Erfahrungen, die unvergessliche Feier mit Familie oder Freunden und auch die Landschaft - das Rauschen der Wellen, die Föhnwinde von den Bergen, brennen sich in Herz und Kopf.

Der Heimatbegriff ist so vielfältig und breit gefächert. Denken wir z. B. an das angeblich fahrende Volk. Sinti und Roma haben sicherlich eine spezifische Heimaterfahrung. Oder was werden Zirkusleute, die ja zum größten Teil in die fahrende Gruppe hineingeboren wurden, als Heimat bezeichnen?

Und wie verhält es sich mit dem jüdischen Volk? Die meisten Juden in Deutschland und anderen europäischen Ländern hingen sehr an ihrer Heimat. Diese Heimat wurde ihnen durch Vernichtung, Verfolgung und Vertreibung genommen. Für viele, die während des Dritten Reichs und danach geflüchtet oder ausgewandert sind und ein neues Land gefunden haben, blieb der ursprüngliche deutsche Ort, an dem sie geboren wurden und lebten, trotz der Shoa mit heimatlichen Empfindungen verbunden. Andererseits gilt für viele Juden Erez Israel als in der Thora verheißene Heimat.

Die Behauptung Faesers, der Begriff Heimat sei negativ besetzt, scheint eher für bestimmte Politikergruppen zuzutreffen. Wenn die Innenministerin kraft ihres staatlichen Amtes den Heimatbegriff umdeuten und neu definieren will, kann es passieren, dass sie den Menschen die Heimat wegnimmt. Was das bedeutet, sagt am klarsten Dichterwort:

Die Krähen schrein

Und ziehen schwirren Flugs zur Stadt:

Bald wird es schnein, -

Weh dem, der keine Heimat hat!

Friedrich Nietzsche

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